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Emotionaler Abschied der Bündner Kreise

Mit einem feierlichen Anlass ist am Samstag in Zernez das Ende der Ära Kreise gewürdigt worden. Die kantonale Polit- und Justizprominenz nahm Abschied von einem bedeutenden Stück Bündner Staatsgeschichte. 

Südostschweiz
29.05.16 - 11:30 Uhr
Politik

Der Anlass fühlte sich ein bisschen wie eine Beerdigung an, mit einem Umzug mit den 39 Kreisfahnen durch Zernez, einer Gedenkfeier mit Nachrufen von namhaften Persönlichkeiten, mit musikalischer Begleitung und schliesslich dem Leichenschmaus. Zahlreich waren die geladenen Trauergäste erschienen: Standespräsident Vitus Dermont, Kantonsgerichtspräsident Norbert Brunner, National- und Ständeräte, Regierungs- und Grossräte  und schliesslich auch die letzten Kreispräsidenten Graubündens. 

Eine gewisse Wehmut war bei der Abschiedsfeier deutlich spürbar, wie ein Auszug von Statements verschiedener Politiker zeigt: «Die Kreise hatten lange ihren guten Sinn. Sie sorgten für einen gewissen Service public auch in den entlegensten Tälern, sie gewährleisteten eine Teilung der Macht im dezentralen und kulturell vielfältigen Kanton Graubünden und sie vermittelten ein Stück Identität», meinte Brigitta Hitz, FDP-Grossrätin.

Für SVP-Nationalrat Heinz Brand bedeutet der Strukturwandel ein «Bruch mit der Tradition». «Der Kreis war der Staat vor Ort», erläuterte Brand. «Ich hoffe, dass mit dem Strukturwandel nicht ein Stück Demokratie verloren geht», meinte Standespräsident Vitus Dermont. Dennoch sei die Zeit für eine Strukturreform reif gewesen.

Von einem «Moment voller Emotionen», sprach Regierungsrätin Barbara Janom Steiner. Ihrer Meinung nach bleibt die Demokratie auch mit den neuen Strukturen stark verankert, einfach in einer moderneren, zeitgemässen Form. «Die Kreise waren eine emotionale Institution. Mit ihrem Ende geht auch ein Teil dieser Emotionalität verloren», sagte Kreispräsident Gian Duri Ratti. (fh)

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