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Im Schnitt 1800 Franken weniger - trotz Gleichstellungsgesetz

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Auch 20 Jahre nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Gleichstellung von Mann und Frau ist diese Forderung noch nicht erfüllt. Frauen verdienen weniger.

Südostschweiz
24.05.16 - 14:21 Uhr
Politik

Seit 1981 ist die Lohngleichheit in der Bundesverfassung verankert, seit dem 1. Juli 1996 ist das Gleichstellungsgesetz in Kraft. Unter dem Motto «Gleichstellungsmonat Juni 2016 - 20 Jahre Gleichstellungsgesetz» führen Frauenorganisationen im Kanton St. Gallen verschiedene Veranstaltungen durch.

«Die Arbeit ist noch lange nicht getan», sagte Barbara Gysi, Präsidentin des kantonalen Gewerkschaftsbunds, am Dienstag. Es gebe gar Rückschritte, etwa wenn Frauen nach dem Mutterschafts-Urlaub gekündigt werde.

Riesige Unterschiede

Die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern seien gravierend, sagte Gysi. Frauen verdienen monatlich immer noch durchschnittlich 1800 Franken oder 23,6 Prozent weniger als Männer. 37,6 Prozent dieses Lohnunterschiedes seien nicht begründet und einzig aufgrund des Geschlechts zustande gekommen. «Frauen verlieren jährlich wegen der Geschlechterdiskriminierung 7,7 Milliarden Franken», sagte sie.

Arbeitgeber sollen verpflichtet werden, regelmässig Lohnanalysen durchzuführen und diese von Dritten kontrollieren zu lassen, schlägt der Bundesrat vor. Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung, so die Gewerkschafterin Gysi. Auch wenn der Nationalrat dieses Vorlage aus der Legislaturplanung gestrichen habe, erwartet sie, dass der Bundesrat dennoch eine Botschaft vorlege.

Einen «Meilenstein» im Kampf gegen die Lohndiskriminierung hatten die Berufsverbände im Kanton St. Gallen mit einer Lohngleichheitsklage erzielt. Nach einem wegweisenden Bundesgerichtsurteil erhielten 2011 das gesamte Pflegepersonal und alle Hebammen rückwirkend mehr Lohn.

Familienfreundliche Strukturen für alle eine Gewinn

Die frühere Präsidentin der St. Galler Frauenzentrale, Susanne Vincenz, erklärte: «Das Gleichstellungsgesetz beinhaltet keine konkreten Massnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie.» Die Rahmenbedingungen seien grundsätzlich da, nach wie vor sei aber nur ein Bruchteil der Chefsessel in Unternehmen von Frauen besetzt. Es brauche familienfreundliche Strukturen. Diese zahlten sich auch für die Arbeitgeber aus. (sda)

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