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Chur war eine graue und langweilige Stadt

Um im Kanton Graubünden einen Gastronomiebetrieb zu führen, muss man keine grossen Vorgaben erfüllen. Dies wird sich vorläufig auch nicht ändern. Der Grosse Rat hat sich gegen eine weitere Regulierung entschieden.

Südostschweiz
19.04.16 - 20:00 Uhr
Politik

Wer keine schwere Verletzung des Lebensmittelgesetzes begangen hat oder in einer Arbeit im Gastgewerbe strafrechtlich aufgefallen ist, bekommt seit 1998 in Graubünden eine Bewilligung für das Führen eines Gastrobetriebs.

Diese Tatsache passte einer Gruppe um Grossrat Franz Sepp Caluori nicht und sie hat deshalb vergangenen Herbst einen entsprechenden Auftrag eingereicht. Das Führen eines Gastronomiebetriebs sei eine komplexe Aufgabe und könne derzeit ohne eine Voraussetzung ausgeführt werden. «Es werden keine fachlichen Kenntnisse vorausgesetzt, welche aber für das erfolgreiche Führen eines Betriebes unabdingbar sind», betonen die Unterzeichnenden in ihrem Schreiben an die Bündner Regierung.

Künftig sollten Führungspersonen von Gastronomiebetrieben deshalb nachprüfbare Grundkenntnisse in den Bereichen Lebensmittelhygiene, Arbeitssicherheit, Sozialversicherungsrecht, Arbeitsrecht/L-GAV und Mehrwertsteuerrecht nachweisen.

Unverhältnismässig

Für die Bündner Regierung sind diese Anforderungen unverhältnismässig hoch. Zudem könne nicht nachgewiesen werden, dass eine Grundausbildung, wie es andere Kantone bereits kennen, wirklich zu einer Qualitätsverbesserung und weniger Insolvenzen führen würde. Auch die Aufhebung des «Wirtepatents» im Jahr 1997 habe schliesslich keine signifikanten Veränderungen der Qualität gezeigt.

Als unverhältnismässig empfanden das Begehren auch diverse Vertreter der FDP. So erklärte Vera Stiffler beispielsweise: «Die Branche soll allfällige Probleme selber lösen.» Lorenz Alig wandelte ein bekanntes Sprichwort für seine Zwecke etwas um: «Hier soll mit sehr grossen Kanonen auf sehr winzige Spatzen geschossen werden!» Und Rudolf Kunz erklärte abschliessend: «Chur war vor der Abschaffung des Wirtepatents eine graue und langweilige Stadt!»

Auf verlorenem Posten

Die «Angst» vor unnötiger Bürokratie und zu hohen Hürden für kleinere und mittlere Familienbetriebe überwog schliesslich und das Qualitätsbestreben von Franz Sepp Caluori wurde mit 60 Ja-Stimmen zu 44 Nein-Stimmen begraben. (so)

 

Nützte alles nichts - Franz Sepp Caluori kann die Mehrheit nicht überzeugen.

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