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Alpenschutz mit zweiter Röhre

Am 28. Februar entscheidet das Schweizer Stimmvolk über den Bau eines zweiten Strassentunnels durch den Gotthard.

Südostschweiz
12.02.16 - 19:21 Uhr
Politik

Ein Abstimmungskommentar 
von Martina Fehr,
 Chefredaktorin

Fakt ist: Die Schweiz ist ein Transitland; dem Gotthard als kürzester Verbindung zwischen Nordeuropa und Italien kommt eine besondere Bedeutung zu. Mit über 35 Betriebsjahren auf dem Buckel muss der Gotthardtunnel umfassend renoviert werden. Die Frage ist, ob die Sanierung mit oder ohne Bau einer zweiten Röhre erfolgen soll.

Mitten in der Pro- und Kontra-Diskussion ist der sogenannte «Plan B» des Churer Ingenieurs Christian Menn ins Spiel gekommen. Sein Vorschlag mit der Passstrasse liest sich in der Tat hochspannend. Nur: Er tut nichts zur Sache. Am 28.  Februar werden wir über ein Ja oder ein Nein zur zweiten Gotthardröhre entscheiden. Menns Vorschlag ist nicht Teil dieser Abstimmung und wird wohl auch bei einer Ablehnung der Vorlage nie umgesetzt. Sicher hingegen ist: Zwei getrennt 
geführte Tunnels würden die Unfallgefahr am Gotthard senken. Dies kann niemand ernsthaft bestreiten.

Alt Bundesrat Moritz Leuenberger beklagte kürzlich, das Interesse am Alpenschutz habe abgenommen. Der Nachhaltigkeit muss eine hohe Priorität eingeräumt werden, keine Frage. Nur hat sich die Welt in den vergangenen 20 Jahren weitergedreht: Die Mobilität, das Konsumverhalten, das wirtschaftliche Umfeld haben sich radikal verändert, aber auch die Technik ist im Bereich der Schadstoffreduktion nicht stehen geblieben.

Sind die vorgeschlagenen Verladeprovisorien sinnvoller? Wenn der Verband der Verladenden Wirtschaft und die SBB sich für eine zweite Röhre aussprechen, die SBB gar vor Kapazitätsgrenzen warnen, muss diese Alternative kritisch hinterfragt werden – insbesondere in unserer Region. Der San Bernardino ist die primäre Ausweichroute für den Gotthard. Das Bundesamt für Strassen Astra prognostiziert aufgrund der Erfahrungen aus den Jahren 2001 und 2006 eine Zunahme von 20 000 Lkw pro Jahr. 
Sicher, das Astra ist Befürworter und diese Zahlen seine Prognosen, dennoch ist eine Mehrbelastung unserer Region nicht von der Hand zu weisen.

Die Befürchtung, dass die Alpen künftig vierspurig durch den Gotthard gequert werden, ist verbreitet. Die Einhaltung des Alpenschutzes 
ist aber durch die Verfassung sowie das Gesetz gesichert. Eine Grundlage, der das Schweizervolk eigentlich vertrauen sollte.

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