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Kritik an Regeln für 
den Wolfabschuss

Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat die Regeln für den Umgang mit Wölfen und Luchsen revidiert. Umweltverbände kritisieren eine «problemorientierte Grundhaltung» des Amtes.

Südostschweiz
19.01.16 - 21:16 Uhr
Politik

von Ueli Handschin

Die Konzepte Wolf und Luchs setzen Rahmenbedingungen für den Umgang mit den zurückgekehrten Raubtieren. Die sogenannten Vollzugshilfen sollen dazu dienen, den Schutz der anderen Wildtiere zu gewährleisten und gleichzeitig die Anliegen der Bevölkerung zu berücksichtigen, teilte das Bafu gestern mit. Eingriffe in die Bestände, also Abschüsse, sollten nur erfolgen, «wenn die Schadenverhütungsmassnahmen ausgeschöpft sind».

Konzept wurde angepasst

Seit Juli letzten Jahres regelt die Jagdverordnung des Bundes die Zuständigkeiten und die Verfahren für Abschüsse von Einzelwölfen oder von wenig scheuen Jungwölfen in Rudeln. Schon seit 2012 sieht die Jagdverordnung die Möglichkeit vor, die Bestände zu regulieren, wo Luchse ihre Beutetiere stark dezimieren. Das angepasste Konzept Luchs legt wie dasjenige für die Wölfe den Rahmen für die Beurteilung von Abschussgesuchen der Kantone fest.

Auf die Mitteilung des Bafu reagierten Pro Natura und WWF postwendend. In einer gemeinsamen Mitteilung kritisierten die Verbände «den übertriebenen Fokus» auf die Gefährlichkeit der Raubtiere und auf die Schäden, die sie anrichten. «Zielführender wären mehr Information und konsequente Konfliktvermeidung», so ihre Einschätzung.

 Das Schema zum Wolfsverhalten offenbare eine «problemorientierte Grundhaltung» des Bundesamtes.  «Das Konzept Wolf bewirkt, dass natürliches Wolfsverhalten unnötig und vorschnell als gefährlich interpretiert wird», beanstandet Gabor von Bethlenfalvy, Verantwortlicher für Grossraubtiere des WWF Schweiz. Das erschwere einen «sachbezogenen Umgang mit dem Wolf». Noch immer werde zu stark auf Abschüsse gesetzt, um «vermeintliche Probleme» zu lösen. Die den Kantonen Graubünden und St. Gallen erteilten Abschussbewilligungen hätten dies gezeigt.

«Gefahr zu hoch eingeschätzt»

Das Gefahrenpotenzial des Wolfs für den Menschen werde zu hoch eingeschätzt: In der Schweiz habe es keine Anzeichen für aggressives Verhalten dieser Raubtiere gegeben. «Es gibt keinen Grund, das in der Schweiz bei den Wölfen beobachtete Verhalten zu dramatisieren», meint Mirjam Ballmer, Grossraubtier-Verantwortliche von Pro Natura Schweiz.

Luchs und Wolf seien als rückkehrende, einheimische Beutegreifer eine wichtige Bereicherung der Natur. So seien Wölfe beispielsweise wertvolle Gesundheitspolizisten im Wildbestand. Forstfachleute unterstrichen auch den positiven Einfluss von Wolf und Luchs auf die Waldverjüngung, erklären WWF und Pro Natura. «Diesen erwünschten und positiven Aspekten tragen sowohl das Luchs- als auch das Wolfskonzept zu wenig Rechnung», bedauert Ballmer.

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