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Gemässigte Kräfte setzen auf Martin Candinas

Die Christdemokraten suchen einen neuen Präsidenten. Nachdem Zugs rechtsbürgerlicher Nationalrat Gerhard Pfister Ambitionen angemeldet hat, hofft der sozialliberale Flügel der Partei auf den Bündner Martin Candinas.

Südostschweiz
15.12.15 - 09:00 Uhr
Politik

von Dennis Bühler

Wer Streit sucht, wird bei der CVP fündig: Diese Regel kennt jeder Bundeshausjournalist. Denn die Christdemokraten neigen seit Jahren zur Selbstzerfleischung. Und so gibt es mit Sicherheit angenehmere Jobs für verdiente CVPler als jenen des Parteipräsidenten.

Dennoch hat sich am Wochenende ein erster Kandidat für das Amt des Parteichefs aus der Deckung gewagt, mehr als drei Monate, bevor die CVP einen Nachfolger für den abtretenden Christophe Darbellay bestimmen möchte. Zwar verkündete der Zuger Nationalrat Gerhard Pfister seine Kandidatur noch nicht endgültig. Doch sagte er der «Sonntagszeitung», er interessiere sich «ernsthaft» für das Amt. Und im Gespräch mit der «Südostschweiz» wird deutlich: Pfister will. Er werde sich über die Festtage definitiv festlegen, sagt der 53-Jährige, der sein Anforderungsprofil an einen Präsidenten wie folgt umreisst: «Man muss viel Zeit aufwenden, Einfluss im Parlament und eine Vorstellung haben, wie die Partei wieder auf den Weg des Erfolgs geführt werden kann.»

«Pfister würde die CVP spalten»

Bei Pfister, dem Aushängeschild des CVP-Unternehmerflügels, hiesse dieser Kurs wohl: nach rechts. Sein Vorpreschen hat denn auch den bisher dominierenden sozialliberalen Parteiflügel aufgeschreckt. Fieberhaft wird nach einem Kandidaten gesucht, der Pfister das Wasser reichen könnte. Zwei Namen werden immer wieder genannt: Pirmin Bischof und Martin Candinas.

Sowohl der Solothurner Stände- als auch der Bündner Nationalrat halten sich bedeckt. «Ich schliesse eine Kandidatur nicht kategorisch aus», sagt Candinas. «Ich werde mir das über die Festtage gründlich überlegen», sagt Bischof. Eine Umfrage bei einflussreichen CVP-Parlamentariern zeigt, dass man eher auf Candinas setzt. Bischof warte auf den Rücktritt von Bundesrätin Doris Leuthard und wolle gar nicht Parteipräsident werden, wird vermutet. Er hoffe, die Magistratin in zwei, drei Jahren ablösen zu können.

Dezidiert Stellung nimmt bisher einzig der Walliser Nationalrat Yannick Buttet: «Candinas ist der ideale Präsident», sagt er. «Anders als Pfister bringt er Verständnis für alle Regionen mit, in denen die CVP stark ist.» Kandidiere der Zuger Nationalrat, werde die Wahl wenn nicht gar eine Richtungs-, so doch zumindest eine Stilwahl. «Pfister polarisiert sehr stark», so Buttet. Selbst als Politiker, der eher rechts stehe und mit Pfister viele Überzeugungen teile, müsse er warnen: «Präsident Pfister würde die CVP spalten.»

Engler will nicht kandidieren

Kein Interesse an einer Kandidatur haben der Luzerner Ständerat Konrad Graber und die Walliser Nationalrätin Viola Amherd, die mit Darbellay und Fraktionschef Filippo Lombardi die Findungskommission bilden. Aus dem Rennen genommen haben sich auch der Bündner Ständerat Stefan Engler und der Solothurner Nationalrat Stefan Müller-Altermatt.

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