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«Gipfel-Zytig» wegen rassistischer «Schnellschüsse» angezeigt

Gegen die Davoser «Gipfel-Zytig» sind beim Presserat zwei Beschwerden und bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige eingereicht worden.

Südostschweiz
11.11.15 - 16:19 Uhr
Politik

Die Davoser «Gipfel-Zytig» bezeichnet sich selbst als «Organ für den Tourismus im Prättigau, in Davos und im Albulatal». Mit der Auflage von 15'500 Exemplaren soll sie die «meistgelesene Zeitung der Region» sein. Ihr Inhalt ist seit einigen Jahren auch auf nationaler Ebene bekannt: Gegen das Blatt wurde mehrmals beim Presserat Beschwerde eingereicht.

In der jüngsten Ausgabe vom 30. November zeigt die Zeitung in der Rubrik «Hitsch Bärenthalers Schnellschüsse» eine Grafik, die nun erneut Proteste auslöst: Sie zeigt einen Hund sowie den Text: 

Ich ging mit meinem Hund zum Sozialamt, um zu erfragen, welche Leistungen ihm zustehen. Der Mitarbeiter erwiderte: «Sie Idiot, wir vergeben keine Gelder an Hunde!» Ich widersprach ihm: «Und warum nicht? Er ist schwarz, faul, stinkt, in seinem ganzen Leben hat er noch keinen einzigen Tag gearbeitet und spricht kein Wort deutsch.» Daraufhin antwortete der Mann: «Die erste Überweisung erfolgt gleich am Montag.»

Die offensichtliche rassistische Anspielung wurde Anfang November vom Verein «IG Offenes Davos» und ihrem Präsident Philipp Wilhelm bei der Bündner Staatsanwaltschaft zur Anzeige bracht. Wilhelm wirft dem Blatt vor, in diesem und anderen Texten mehrfach Rassen diskriminiert zu haben.

Auch Presserat eingeschaltet

Nicht nur die Staatsanwaltschaft, auch der Schweizer Presserat wird sich mit den Texten beschäftigen müssen. Die «IG Offenes Davos» doppelte diese Woche mit einer Beschwerde an den Presserat nach. Wilhelm bezieht sich im Brief an den Presserat auf die früheren Rügen und schreibt: «Leider publizieren Verlag und Redaktion seit Ablauf der zweijährigen Probezeit wieder stossende Beiträge.»

Am Mittwoch folgte nun eine weitere Beschwerde. Die Bündner Jungsozialisten (Juso) schreiben, das jüngste Bild mit dem Hund sei «rassistisch, diffamiert eine gesamte Bevölkerungsgruppe und dient allein dem Schüren von Vorurteilen, Ängsten und Unwahrheiten.» Das Bild habe eine klare Botschaft: Alle Menschen mit dunkler Hautfarbe sind faule und stinkende Sozialhilfegeldbezieher.

Heinz Schneider, Herausgeber der «Gipfel-Zytig», war telefonisch für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (pma)

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