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Nach Kuhangriff: Nun sollen Gemeinden aktiv werden

Nach dem Unfall oberhalb Laax, bei dem eine Berlinerin an den Folgen eines Kuhangriffs gestorben ist, fordert der Verein Bündner Wanderwege Sofortmassnahmen. Die Gemeinde Laax hat den Weg derweil gesichert.

Südostschweiz
04.08.15 - 08:36 Uhr
Politik

Nach dem Unfall am Freitag, bei welchem eine 77-jährige Wanderin aus Berlin von Kühen zu Tode getrampelt worden ist, hat die Bündner Staatsanwaltschaft ein Verfahren eingeleitet. Wie Mediensprecher Maurus Eckert auf Anfrage sagte, wird untersucht, wie es zum Tode gekommen ist und ob Drittpersonen am Tod der Frau mitverantwortlich sind. Die Gemeinde Laax hat den Wanderweg zwischenzeitlich gesichert, sodass die Mutterkuhherde nicht mehr in Kontakt mit Wanderern kommt. Die Kühe sind dazu in ein separates Gehege geführt und abgezäunt worden, wie der Laaxer Gemeindepräsident Franz Gschwend auf Anfrage sagte. Seit dem Unfall ist die Gemeinde mit zahlreichen Anrufen aus der Bevölkerung konfrontiert. Die Anrufer seien teilweise verunsichert, teilweise aber auch wütend wegen des Unfalls, so Gschwend.

Gegenüber dem «Regionaljournal Graubünden» von SRF forderte der Verein Bündner Wanderwege Sofortmassnahmen. Die Gemeinden, die für die Wanderwege verantwortlich sind, müssten deren Sicherheit prüfen und das Gespräch mit Älplern suchen, sagt Vereinspräsident Walter Grass im Beitrag. In den nächsten Tagen würden alle Gemeinden vom Verein ein Schreiben erhalten, das die Forderungen nochmals unterstreiche, erklärt Grass auf Anfrage. Im Schreiben, das der «Südostschweiz» vorliegt, heisst es zudem: «Im Speziellen sollen kalbende Kühe mit kleinen Kälbern auf Weiden ohne querende Wege gehalten werden.» Wenn Kälber gerade erst auf die Welt gekommen seien, sei der Mutterinstinkt der Kühe besonders ausgeprägt, erklärt Mitverfasser Grass.

Prävention und Schutz

Aufgrund der Vorkommnisse vom Freitag will der Verband Schweizer Wanderwege mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) weitere präventive Schritte überprüfen, wie Mediensprecher Michael Roschi sagte. Das BUL verweist auf die Checkliste «Rindvieh und Wanderwege», die online abrufbar und bereits im Besitz vieler Landwirte sei. Mit der Liste können Bauern eine Risikoanalyse ihrer Weiden durchführen und so feststellen, ob sie genügend sicher sind. Warntafeln, Informationsblätter und spezifische Schulungen der Landwirte hätten bereits zu einer grossen Sensibilität bei Tierhaltern und Wanderern geführt, hält Heinz Feldmann vom BUL fest. «Wenn man schaut, wie viel heutzutage gewandert wird und wie viele Weidekühe es gibt, kann festgestellt werden, dass die bestehenden Präventivmassnahmen zu weniger Unfällen geführt haben.»

Das Thema sei nach dem jüngsten Unfall beim BUL aber dennoch «zuoberst auf der Prioritätenliste». Sobald die Untersuchungen abgeschlossen seien, wolle man die aktuellen Empfehlungen überprüfen, so Feldmann. Auch der Verein Mutterkuh Schweiz will die Untersuchungen abwarten. «Wir sind seit Jahren an diesem Thema dran», sagt Mediensprecher Daniel Flückiger. «Wenn man schaut, wie viele Menschen sich in den Bergen befinden und wie viele Alpweiden diese passieren, könnte mehr passieren. Aber ganz klar: Jeder Unfall ist zu viel.» Für Thomas Roffler, Bündner Bauernpräsident, sind Prävention und Schutz eine Daueraufgabe «Ziel muss es darum sein, dass die Wanderwege ausgezäunt werden und das Zusammentreffen zwischen Mensch und Tier dadurch verunmöglicht wird», sagte er gegenüber Radio Südostschweiz.

Gegenüber Radio Südostschweiz schilderte Reto Meuli, Patroulleur der Wintersportanlagen und einer der ersten vor Ort nach dem Unfall, wie er die Situation vorfand.

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(Tatjana Jaun und Gion-Mattias Durband)

 

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