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Kerry dämpft Erwartungen im Atomstreit

US-Aussenminister John Kerry hat am Sonntag vor überzogenen Erwartungen in den Atomverhandlungen mit dem Iran gewarnt. "Ich möchte ganz klar sagen: Wir sind bei mehreren der schwierigsten Themen noch nicht da, wo wir sein müssen", sagte er vor den Medien in Wien.

Südostschweiz
05.07.15 - 17:36 Uhr
Politik

Er stimme seinem iranischen Amtskollegen Mohammed Dschawad Sarif zu, dass sich beide Seiten noch nie so nahe waren, aber: "Diese Verhandlungen können in beide Richtungen gehen."

Es habe in den vergangenen Tagen "wirkliche Fortschritte" gegeben, aber harte Entscheidungen stünden nun an. Die 5+1-Gruppe (die fünf UNO-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Grossbritannien sowie Deutschland) streben immer noch an, bis zum 7. Juli eine Übereinkunft zu erzielen.

Bei den Verhandlungen der 5+1-Gruppe mit Teheran soll erreicht werden, dass der Iran die Kernkraft zivil nutzen kann, ohne in den Besitz einer Atombombe zu kommen. Im Gegenzug sollen die Wirtschaftssanktionen des Westens schrittweise aufgehoben werden.

In mehreren Gesprächsrunden am Sonntag feilten der US-Aussenminister Kerry und sein iranischer Amtskollege weiter an dem Abkommen. Auch Russlands Aussenminister Sergej Lawrow wollte am Sonntagabend zu den Verhandlungen in der österreichischen Hauptstadt dazustossen, wie sein Sprecher laut russischen Nachrichtenagenturen mitteilte. Die Aussenminister Deutschlands, Frankreichs und Grossbritanniens wurden ebenfalls am Verhandlungsort erwartet.

Kritik von Netanjahu

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warf der 5+1-Gruppe derweil vor, immer weitere Zugeständnisse an Teheran zu machen. "Was sich bei den Gesprächen in Wien abzeichnet ist ein Zusammenbruch, kein Durchbruch", sagte Netanjahu bei der wöchentlichen Kabinettssitzung am Sonntag.

Israel, das nach Ansicht von Experten selbst Atomwaffen besitzt, ist ein scharfer Kritiker der Verhandlungen. Ein Abkommen werde es dem Iran erlauben, in Zukunft "sehr viele Atombomben" zu bauen, warnte Netanjahu. Eine Aufhebung der Sanktionen werde dem Iran zudem neue Finanzmittel zur Unterstützung von Terrororganisationen liefern.

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