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«Ich bleibe lieber an der Oberfläche»

Einmal im Monat reist der Luzerner Schönheitschirurg Alexander Fuchs nach Glarus. Dort behandelt er im Cosmetic-Studio Arte am Rathausplatz (vor allem) Glarnerinnen mit Botox und Hyaluron. Im Interview mit «Südostschweiz»-Redaktor Ueli Weber verrät er unter anderem Tricks, wie sich der Besuch beim Schönheitschirurgen möglichst lange vermeiden lässt.

Südostschweiz
21.03.17 - 06:02 Uhr
Ereignisse
Über den Dächern von Glarus: Schönheitschirurg Alexander Fuchs. Bild Ueli Weber
Über den Dächern von Glarus: Schönheitschirurg Alexander Fuchs. Bild Ueli Weber

Alexander Fuchs hat in Luzern eine Praxis für Plastische Chirurgie, die im Grand Hotel «National» direkt am See liegt. Einmal im Monat arbeitet er jedoch in Glarus: Die Mehrzahl der behandelten Patienten sind Frauen. Doch Alexander Fuchs stellt fest: Die Männer stehen den Frauen in nichts nach. Er habe hier schon über 60 Frauen behandelt, sagt er. Diese sind im Schnitt zwischen 35 und 45 Jahre alt, die neuen Medien hätten das Alter seiner Patientinnen allerdings eher nach vorne verschoben. Der 41-jährige Schöhnheitschirurg arbeitet dann vorsichtig: «Je früher sie damit beginnen, umso mehr muss man Sorge tragen, dass nichts passiert.»

Herr Fuchs, haben Sie eigentlich Kunden oder Patienten?
Alexander Fuchs: (lacht) Ja, das
 ist eine spezielle Frage. Von der Dienstleistung her, die ich erbringe, sind es Kundinnen. Aber ich persönlich mag trotzdem den Begriff Patient. Ich bin nur ein paar Minuten für ihn zuständig. Anschliessend muss der Patient verschiedene Regeln einhalten, damit es gut wird. Und ein Patient ist anschliessend gewillter, den Ratschlägen des Arztes zu folgen. Dem Kunden überlässt man meistens mehr. Durch den Begriff Patient wird eine stärkere Bindung hergestellt.

Weshalb lassen sich Ihre Patientinnen sich die Falten wegmachen? Eitelkeit? Psychisches Wohlbefinden?
Von beidem etwas mit Sicherheit. Dazu kommt, dass gerade die jüngeren Mädels versuchen, den Stars nachzuleben. Die Gefahr liegt darin, dass man zu früh zu viel machen möchte. Immer weiter, immer weiter. Da muss ich bremsen.

Kommt das öfter vor?
Ja, durchaus. Gerade wenn es um 
Lippen geht. Es muss passen. Es sollen ästhetische Lippen sein, stets passend zum Typ – kein Schlauchboot. Wenn ich aus dem Gespräch heraus merke, dass eine Patientin etwas will, das sie nie bekommen kann, weil sie die Anatomie dazu nicht hat, dann sage ich: Seien sie mir nicht böse, aber das kann ich nicht.

Wie läuft so eine Falten-Behandlung ab?
Der erste Schritt nach dem Kennenlernen ist immer ein ausführliches Gespräch. Was stört die Patientin, was möchte sie verändert haben? Ich mag es nicht, wenn ich gefragt werde: Herr Doktor, was würden Sie an mir verändern? Ich kann aufgrund meines Fachwissens ganz viel verändern. Aber das ist nicht meine Philosophie. Ich möchte die Harmonie aus dem Gesicht herausarbeiten, den Patienten glücklicher machen, nicht den Charakter verändern. Dann erkläre ich ausführlich, wie ich vorgehe. Ob ich Hyaluron verwende oder mit Botulinum arbeite. Dann kann die Patientin entscheiden, ob sie das möchte.

Was ist denn der Unterschied zwischen Botox und Hyaluron?
Also erst einmal: Botox ist kein Schlangengift! Botox ist eine Substanz, die auf die Nerven und somit auf die Muskeln einwirkt. Sie reduziert die Muskelbewegung. Man kann die Gesichtsmuskeln natürlich wie in Hollywood plattmachen und lahmlegen. Man kann Botox aber auch spielerisch einsetzen. So dass das Gesicht nachher nur die Falten nicht mehr zeigt. Hyaluron ist eine körpereigene Substanz, sie kommt in jeder Körperzelle vor. Sie hebt das Gewebe an und verfeinert somit die Falten. Diese Substanz verwendet man bei Falten, die auch ohne Bewegung vorhanden sind. Die muss man meistens von unten mit etwas Volumen füttern.

Was sind denn Falten, die ohne Bewegung vorhanden sind?
Die Falten ohne Bewegung gehen meistens unterhalb der Augenpartie los. Oberhalb und in der Augenpartie sind es meistens Bewegungsfalten. Deshalb benutze ich im Augenbereich sehr gerne Botox. Und ab dem Augenbereich nach unten, Nasolabialfalte, Merkel-Falte, Mundwinkel, das ist dann alles eine Sache von Hyaluron.

Wie lange dauert eine Behandlung?
Im Durchschnitt 20 bis 30 Minuten. Die eigentliche Behandlung ist relativ kurz. Wir gehen mit ganz speziellen Kanülen und Nadeln vor. Man könnte theoretisch sofort wieder arbeiten gehen. Manchmal gibts vielleicht einen kleinen blauen Fleck. Beim Hyaluron sieht man sofort erste Resultate, beim Botox braucht das ein Weilchen.

Und nach der Behandlung kann ich normal nach Hause gehen?
Im Prinzip schon. Man sollte sich aber generell schonen, um Entzündungen zu vermeiden. Da schränke ich meine Patienten gerne ein wenig ein, um für sie die bestmögliche und eine nachhaltige Wirkung zu garantieren. Nach Botulinum sollte man für kurze Zeit keinen Sport machen, da man es sonst ausschwitzen kann. Ausserdem sollte man nicht ins Solarium gehen. Aber das Sonnenstudio ist sowieso schädlich.

Haben Sie weitere Tipps, damit man möglichst lange nicht zu Ihnen kommen muss?
Soll ich das wirklich verraten? (lacht) Nein, klar. Es gibt Kundinnen, die möchten meistens Montags zu mir kommen. Warum? Sie feiern jedes Wochenende durch. Sie essen ungesund, trinken Alkohol, rauchen auch noch. Wenn man das jede Woche macht, ist die Hautalterung natürlich vorprogrammiert.

Das Leben zeichnet das Gesicht?
Natürlich. Gerade die Ernährung ist extrem wichtig. Deshalb fliessen die Ernährung und die Lebensweise bei mir in die Behandlung und Analyse mit ein. Ich mache immer deutlich: Sie können nicht von mir erwarten, dass ich Ihr ganzes Wochenende innert zwei Minuten wegwische. Frauen, die sich daran halten und sich gesund ernähren, kommen erst in einem höheren Alter zu mir.

Wieso wurden Sie eigentlich plastischer Chirurg?
Ich habe mit Unfallchirurgie und Orthopädie begonnen. Im Rahmen meiner Dienste merkte ich, dass die Knochen nicht so ganz meins sind. Ich bleibe lieber an der Oberfläche.

Wie meinen Sie das?
Beispielsweise: Unfallopfer, hat Bein gebrochen, Weichteile haben gelitten, Wunddefekte sind da. Die Unfallchirurgen machen alles safe, und am Schluss komme dann ich als Plastiker, um die Haut noch zu verschönern. Da habe ich gemerkt, dass mir die Ästhetik unheimlich viel Spass macht. Ich arbeite gerne fein und sauber. So bin ich zunehmend reingerutscht.

Gehen Sie oft auf «Hausbesuch» wie hier in Glarus?
Kosmetikerinnen dürfen von der Gesetzeslage her kein Hyaluron spritzen, da hat sich das so ergeben. Als Hausbesuch würde ich es aber nicht bezeichnen. Denn die Zusammenarbeit mit Kosmetikerinnen finde ich wichtig. Es geht ja nicht nur darum, was ich als plastischer Chirurg während einer halben Stunde mache. Die Haut will auch danach weiter gepflegt werden. Darum ist das, was Frau Schätti, die Besitzerin, hier macht, auch sehr wichtig.

Was ist für Sie eine schöne Frau?
Eine Frau, die strahlt und die mit sich zufrieden ist. Die von sich aus sagt: Ja, so bin ich. Die Schönheit kommt für mich von innen. Und wenn ich merke, dass eine Diskrepanz zwischen innerer und äusserer Schönheit da ist und ich mit meinen Methoden dieser Frau nicht helfen kann – dann sage ich: Seien Sie mir nicht böse, aber was ich Ihnen für teures Geld anbieten würde, bringt nicht das, was Sie wollen. (weu)

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