Huonders Sprecher als Informant

Seit einigen Wochen macht ein Missbrauchsskandal innerhalb des katholischen Kapuzinerordens in verschiedenen Schweizer Medien Schlagzeilen. Inzwischen ist auch der Churer Bistumssprecher Giuseppe Gracia in den Strudel geraten: Ihm wurde vorgeworfen, den früheren Leiter der Schweizer Kapuziner, den Bündner Mauro Jöhri, in den Medien angeschwärzt zu haben. Pikant: Jöhri wird als möglicher Administrator auf dem Churer Hof und damit als temporärer Nachfolger von Bischof Vitus Huonder gehandelt.

Gestern nun hat Gracia reagiert. In einer Erklärung schreibt er, es sei tatsächlich er gewesen, der Jöhri gegenüber zwei Medienschaffenden ins Umfeld des Skandals gerückt habe. Er habe es als seine Pflicht empfunden, darauf aufmerksam zu machen, dass Jöhri während der Zeit der Missbräuche «für die Aufsicht verantwortlich war».  Er wisse nicht, so Gracia, ob Jöhri «aktiv an der Vertuschung» der Missbrauchsfälle beteiligt gewesen sei.

Huonder steht hinter Gracia

Gracia schreibt in seiner Erklärung, er habe zwei Journalisten «unter Verweis auf Quellenschutz» auf das Thema Jöhri aufmerksam gemacht. Eine dieser Personen habe seinen Namen preisgegeben. Dass man ihm jetzt unterstelle, er wolle Jöhri im Hinblick auf dessen Wahlchancen in Chur diskreditieren, sei ein Ablenkungsmanöver, schreibt Gracia weiter.

Seine Aktion sei «ohne Wissen von Bischof Huonder, aus persönlichen Gründen» erfolgt, so Gracia.  Inzwischen hat sich Huonder hinter seinen Mediensprecher gestellt. Er werte dessen Handeln als «Versuch, der vollen Aufklärung zu dienen», heisst es auf der Internetseite des Bistums. «Auch der Bischof ist an der vollen Wahrheit interessiert und hat Verständnis für das Handeln des Medienverantwortlichen.» (so)