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«Ich wünsche mir, dass wir uns weniger auf das WEF fokussieren»

Die Davoser Luxushotels profitieren am WEF von den Mächtigen, Reichen und Schönen. Wie steht es um die kleineren Davoser Hotels? Ein Besuch bei Hans Fopp, der in dritter Generation das 3-Stern-Hotel «Parsenn» führt.

Südostschweiz
18.01.17 - 13:00 Uhr
Ereignisse
Hans Fopp führt das Hotel «Parsenn» in Davos. Bild Béla Zier
Hans Fopp führt das Hotel «Parsenn» in Davos. Bild Béla Zier

von Béla Zier

Er hat die Ruhe weg. Vor dem Gespräch zieht Hans Fopp erst das Werk einer Pendeluhr auf, die in einer Stube seines Hotels an der Wand hängt. So viel Zeit muss sein. Auch am World Economic Forum (WEF). Vor dem Hotel «Parsenn» in Davos Dorf warten keine dicken Limousinen auf Gäste. Das Haus wird nicht von der Polizei bewacht. Ganz im Gegensatz zum 5-Stern-Hotel «Seehof», das nur wenige Schritte entfernt in der streng kontrollierten Sicherheitszone liegt. Dort logieren am WEF die oberen Zehntausend, dort wird der Rubel rollen.

Wenn Fopp während dem WEF vor seinem 3-Stern-Hotel «Parsenn» steht, kann er den ganzen Trubel beim grossen Nachbarn «Seehof» mitverfolgen. «Da bin ich stolz darauf, wenn ich das sehe», sagt der 46-Jährige ohne eine Spur von Neid. Auch er profitiert vom WEF. Alle 40 Zimmer mit insgesamt rund 70 Betten seien belegt. «Wir sind absolut ausgebucht, das ist jedes Jahr der Fall.»

«Darüber spreche ich nicht»

Fopp ist diskret, was seine WEF-Gäste betrifft. «Bei mir logiert vor allem mittleres Firmenkader». Er dürfe auch VIPs begrüssen, «aber darüber spreche ich nicht». Bei diesen VIPs handelt es sich für Fopp ganz einfach um Gäste, welche die Atmosphäre in seinem Hotel schätzen und nicht auffallen wollen.
Vor 17 Jahren hat Fopp das Hotel von seinen Eltern übernommen. Noch vor 15 oder 20 Jahren hätten am WEF vor allem Limousinen-Chauffeure im Haus gewohnt, heute handle es sich um eine andere Kategorie von Gästen. Aber was schaut dabei finanziell raus und wie essenziell sind die Einnahmen am WEF für den Betrieb des Hotels «Parsenn»?

Preisdruck durch neue Hotels

Wie viel am WEF in die Kassen fliesst, darüber wird in der Davoser Hotellerie Stillschweigen bewahrt. Fopp sagt dazu: «Die Einnahmen sind für das Überleben des Hotels nicht essenziell, das will ich auch nicht.» Das Geld, das in dieser Zeit verdient werde, müsse als willkommenes Zusatzeinkommen angeschaut werden, mit dem Investitionen getätigt werden könnten. «Das hat schon mein Vater so betrachtet und ich handhabe es ebenso», erklärt Fopp. Und er ergänzt: «Meine Familie will nicht in einer kompletten Abhängigkeit vom WEF stehen.»

Das WEF sei in Davos sehr willkommen und das werde auch in Zukunft so sein, ist Fopp überzeugt. Er gibt dabei zu bedenken: «Aber das WEF steht nicht in Abhängigkeit zu Davos, sondern Davos steht in Abhängigkeit zum WEF.» Gerade wegen dem WEF seien neue, für Davos willkommene Hotels eröffnet worden. Doch diese Entwicklung berge auch eine Schattenseite, weiss Fopp: «Die Hotels wurden ganz klar wegen dem WEF gebaut, und diese Betriebe sind mitausschlaggebend für den unter dem Jahr herrschenden Preisdruck.» Es sei ein offenes Geheimnis, dass man in gewissen der neuen 5- und 4-Stern-Hotels zu niedrigeren Preisen übernachten könne als in einem jener traditionellen Davoser Häuser wie eben dem «Parsenn», kritisiert Fopp.

Weniger auf das WEF fokussieren

Was würde Fopp am WEF-Jahrestreffen ändern, wenn er könnte? Das WEF selbst müsse sich eigentlich nicht ändern, aber: «Ich wünsche mir für Davos, dass wir uns weniger auf das WEF fokussieren, denn das Jahr hat noch 51 andere Wochen.» Natürlich profitierten der ganze Ort und das Gewerbe von dem Jahrestreffen, aber «wir dürfen nicht schon im Sommer an das WEF denken».

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