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St. Moritz ohne Cüpli? A Lanz für d‘Extravaganz

«Danuser von Platen – Zeitzeichen» steht für zwei Menschen und zwei Generationen, die miteinander und als solche im Gespräch sind. Denn Hanspeter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind mit einem Altersunterschied von über 30 Jahren ein ungewöhnliches Paar. Ihr Blog-Motto: «Der eine wartet, bis die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt.»

Südostschweiz
17.01.17 - 10:00 Uhr
Ereignisse
Das Cüpli-Ambiente macht St. Moritz speziell. Bild Archiv
Das Cüpli-Ambiente macht St. Moritz speziell. Bild Archiv

Von Hans Peter Danuser

Gemäss «Engadiner Post» (Ausgabe vom 29. Dezember 2016) setzt die neue Tourismusstrategie der Gemeinde St. Moritz einen neuen Fokus: «Das Cüpli-Image soll Sport, Kultur und Natur weichen.» Der Entscheid kommt bei der Heimfront gut an und punktet sicher am Stammtisch. Die Politiker und Funktionäre der Tourismuskommission können davon ausgehen, dass sie bei den nächsten Wahlen wieder gewählt werden. Das ist gut für sie, aber fatal fürs Geschäft und die Marke St. Moritz. Als ob ein Minus von gut 33 Prozent an Logiernächten innert neun Jahren noch nicht genug wäre …

Das Engadin, Graubünden, Vorarlberg, Tirol – alle Alpenregionen bieten Sport, Kultur, und Natur an, letztere zu wesentlich günstigeren Preisen – bei vergleichbarer Qualität!

«St. Moritz ist eine Extravaganz der Kulturgeschichte», stellte I. C. Heer zu Recht fest, Autor des «König der Bernina». St. Moritz verzeichnet zwar fünf alpine Ski-WM, hat aber – anders als etwa Zermatt oder Lech – viel mehr zu bieten als grossartiges Skifahren: Pferderennen, Polo, Bob, Cresta, acht Grand- und Luxushotels der Sonderklasse in und um St. Moritz, ein Flughafen … – was in dieser Art weltweit einmalig ist. Jährlich gibts hier Tausende von Preisverleihungen, Eröffnungen, Jubiläen, Geburtstagsparties und dergleichen zu feiern. St. Moritz ist ein Ort der Lebensfreude im «Festsaal der Alpen» (I. C. Heer) und in prickelndem Champagner-Klima – Top of the World eben!

Das Cüpli ist fester Bestandteil des klassischen St. Moritzer Stils und Standings. St. Moritz ist weder Durchschnitt noch beliebig. Unsere Gäste feiern mit Champagner, nicht mit Bier oder Schwarztee. Der Stammgast weiss und schätzt das, der neue Gast erwartet das. Es sind lebensfrohe, aufgestellte Menschen, die ihre Ferien hier rundum geniessen wollen. Wenn da nur noch Sport, Kultur und Natur sein soll – dann «Bonjour Tristesse» und gute Nacht St. Moritz. «Who loves life, loves St. Moritz!» (M. Jackson).

Ich beobachte das Apéro-Geschehen oft als Teil des Musikpersonals unter der Krempe meines Alphornhuts. Es gibt nichts Schöneres für einen gewesenen Kurdirektor, als zu sehen, wie unsere Gäste ihren Aufenthalt geniessen, zusammen anstossen, glücklich sind. Kein einziger jammert – und alle trinken mit Freude ihr Cüpli. Was soll daran so schlimm sein, dass die Kommission diesen Imageteil von St. Moritz fortan «deckeln» und loswerden will. Ohne lockeres Cüpli-Ambiente ist St. Moritz nicht mehr speziell, und dann wird es in der heutigen Konkurrenzsituation sehr, sehr schwierig. 

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