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Mit Esprit, Konzentration und Charme

In der Kanti Glarus sind am Mittwoch die Maturaarbeiten öffentlich präsentiert worden. Wir waren dabei.

Südostschweiz
12.01.17 - 20:00 Uhr
Ereignisse
Interessierte Besucher blättern im Foyer der Kantonsschule Glarus in den aufgelegten Maturaarbeiten. Bild Claudia Kock Marti
Interessierte Besucher blättern im Foyer der Kantonsschule Glarus in den aufgelegten Maturaarbeiten. Bild Claudia Kock Marti

Eltern und Mitschüler orientieren sich im Foyer der Kantonsschule: «Was könnte spannend sein? Was darf man nicht verpassen?» Über 60 Maturaarbeiten werden im Halbstundentakt während viereinhalb Stunden in diversen Klassenzimmern vorgestellt. Verwandte und Nachbarn wissen genau, zu wem sie auf jeden Fall möchten. Alle anderen haben die Qual der Wahl. Es gibt aber auch Interessierte, die das Programm genau studiert haben. So wie Johannes Trümpy, der sich auf einem Zettel notiert hat, welche Vorträge er besuchen will: «Mich interessieren Themen, die ich früher beruflich abgedeckt habe.» Ausgesucht hat er eine Arbeit über Lebensmittelverschwendung und eine mit dem Titel «Zero Waste Konzept» (Abfallvermeidung) sowie eine, die sich mit dem Gestalten eines Werbeplakates befasst. «Ich bin neugierig, womit sich die Jugend heute auseinandersetzt», fügt seine Frau an.

Steinzeitküche macht schlank

«Sie haben ein modernes wie auch altes Lifestyle-Thema gewählt», übergibt Biologie-Lehrer Thomas Ortega das Wort an Nina Schätti. Die junge Frau wollte herausfinden, ob die Ernährung der Steinzeitmenschen Europas nicht auch die ideale Form für uns wäre. Und mit dem Thema hat sie sich nicht nur abstrakt befasst. Mit ihrer Mutter hat sie sich während neun Wochen «steinzeitlich» ernährt – also auf Getreide, Milch und Hülsenfrüchte sowie exotische Früchte, Wurstwaren oder Fertigprodukte verzichtet. Ein aufgestellter Korb zeigt, was es stattdessen gab: Sellerie, Beeren, Nüsse, Fleisch und Fisch. Die Auswirkungen der Diät hat sie im Blutbild sowie anderen Parametern untersuchen lassen und ausgewertet.

Das Fazit ist deutlich: Paleo-Ernährung empfiehlt sie niemandem. Nicht nur habe sie deutlich an Gewicht verloren, sondern auch unter dem eingeschränkten Speisezettel «gelitten». Und so rät sie, zwischen Paleo-Ernährung und hochverarbeiteten Lebensmitteln einen gesunden Kompromiss zu suchen. Ihren selbst kreierten Paleo-Muffins aus Haselnüssen, Honig, Eiern, Heidelbeeren und Himbeeren (Bild unten) überreicht sie als Wegzehrung für die nächste Präsentation.

Die Formel zur Sonnenblume

Keine Angst vor mathematischen Formeln hat ganz offensichtlich Sanna Gubler. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den mathematischen Aufbau von Spiralen aus dem Alltag zu beschreiben. Sei dies bei einem Schneckenhaus oder etwas versteckter bei der Spirale, auf der die Blütenstände einer Sonnenblume angeordnet sind. Locker referiert sie über Radien und Krümmungen und beantwortet Fragen an der Tafel.

Erik Satie performen

Aus dem halbdunklen Musikzimmer der Kanti sind Klaviertöne zu hören. Halid Akça spielt Vexations (= Quälereien), ein Klavierstück des französischen Komponisten Erik Satie. Wie das Publikum von AkÇa erfährt, hat auch er sich durch dieses Stück stundenlang im Selbstversuch «gequält». Denn das 1893 komponierte Motiv ist darauf angelegt, 840-mal wiederholt zu werden. Eloquent erläutert der Maturand, wie er sich Satie und seinem Werk unter dem Blickwinkel der Kunst-Performance angenähert hat.
Flucht im Tanz und anderes mehr

Sina Kohler lebt ihre Tanz-Passion in der Maturaarbeit aus, indem sie Geschichten von Menschen auf der Flucht tänzerisch umsetzt. Die Inspirationen für ihre Choreografie habe sie sich aus der Lektüre von Flüchtlingsschicksalen, aber auch aus Gesprächen mit Flüchtlingen geholt. Die Ausschnitte aus der aufgezeichneten Tanzaufführung sind eindrücklich.

«Wer von Ihnen trägt Sneaker?», fragt Tseega Stähli in die Runde. Einige Hände gehen hoch. Was es mit dem Sportschuh, der längst zum Kultobjekt geworden ist, auf sich hat, erklärt er mit dem Wunsch, stets Sportlichkeit auszustrahlen. Aber auch mit dem gezielten Product Placement in Filmen und Videos und Einflüssen der Hip-Hop-Kultur.
Hip-Hop-Fan Samuel Acosta wiederum präsentiert als Ergebnis seiner Maturaarbeit einen eigenen Rap-Song. Im Lied «2. Heimat» verarbeitet er seine Erlebnisse nach seiner Ecuadorreise sowie seine schweizerisch-ecuadorianische Identität. (ckm)

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