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Mehr als 20'000 Tiere des Jahres

Pro Natura hat den «König der Wälder» zum «Tier des Jahres» 2017 gewählt. Allerdings nicht wegen den gut 20'000 Rothirschen in Graubünden, wie der Bündner Jagdinspektor sagt.

Südostschweiz
03.01.17 - 11:36 Uhr
Ereignisse

Rothirsche haben ein ausgeprägtes Mobilitätsbedürfnis, wie die Naturschutzorganisation Pro Natura in ihrer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Sie wandern oft weite Strecken: Zwischen Tages- und Nachtquartier sowie zwischen ihrem Sommer- und Winterlebensraum.

Die Wanderrouten der Rothirsche werden gemäss Pro Natura indes immer mehr unterbrochen, etwa durch Strassen, Schienen und Siedlungen. Für die Überbrückung der von Menschen gemachten Hindernisse brauche es mehr Wildtierkorridore. Die Naturschutzorganisation startet daher die Kampagne «Freie Bahn für Wildtiere!».

Nur mehr Gämse

Wie der Bündner Jagdinspektor Georg Brosi auf Anfrage sagte, sei der Rothirsch nicht wegen den 16'500 Tieren (Frühlingsbestand) in Graubünden zum «Tier des Jahres» 2017 gewählt worden. Vielmehr wegen der Entwicklung beispielsweise im Mittelland. Dort gewinne das Tier nämlich neue Räume. Und damit verbunden komme es auch zu neuen Problemen in Forst- und Landwirtschaft.

In Graubünden leben im Frühling jeweils 16'000 bis 16'500 Rothirsche. Im Sommer kämen 6000 bis 6500 Kälber dazu. Die jagdliche Regulierung, natürliche Feinde, Unfälle und Fallwild würden den Bestand dann jeweils wieder regulieren, so Brosi weiter. Milde Winter wie der vergangene fordern jeweils 400 bis 500 Tiere. In strengen Wintern können aber auch bis zu 2000 Rothirsche ihr Leben verlieren. Laut Brosi wird der Bestand in Graubünden derzeit nicht mehr stabilisiert, sondern reguliert. Schweizweit gibt es 35'000 Rothirsche.

Der Rothirsch ist mit den Rehen ein weitverbreitetes Tier in Graubünden. Mehr Tiere derselben Art gibt es laut Brosi nur bei den Gämsen, deren Bestand er auf 24'000 schätzt. Ganz seltene Tiere in Graubünden sind einzelne Fischotter, Bartgeier, Biber, Luchse und Wölfe.

Schweres Geweih

Der Rothirsch ist eines der grössten einheimischen Säugetiere. Bei Männchen werden Schulterhöhen von bis zu 130 Zentimeter gemessen. Die bekanntesten Merkmale sind das majestätische Geweih, das bis zu acht Kilogramm wiegen kann, und das ohrenbetäubende Röhren zur Brunftzeit. Hirschmännchen brüllen sich dabei bis zu 500-mal in der Stunde «die Seele aus dem Leib», um Weibchen zu umwerben.

Nach Ausrottung wieder eingewandert

Im Winter fallen Rothirsche für einige Stunden am Tag in eine temporäre Kältestarre. Um Energie zu sparen, drosseln die Tiere die Durchblutung des äusseren Rumpfes und der Beine. Dabei sind die Hirsche weitgehend bewegungsunfähig. Werden sie in diesen Phasen gestört, müssen sie innert Sekunden vom «Sparmodus» in den «Vollbetrieb» wechseln, was ein hoher Energieverschleiss bedeute.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Rothirsch in der Schweiz ausgerottet. Von Österreich her fand ab 1870 die Rückkehr statt. Mit dem eidgenössischen Jagdgesetz wurden 1875 für die Rothirsche entscheidende Verbesserungen eingeführt: Jagdbanngebiete, beschränkte Jagdzeiten sowie der Schutz der weiblichen Tiere. (sda/phw)

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