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Erfolgreicher Flug in die Schwerelosigkeit

Am Samstag ist in Dübendorf ZH zum zweiten Mal ein Forschungsflugzeug zu einem sogenannten Parabelflug gestartet, der für einige Sekunden Schwerelosigkeit verleiht. Mit an Bord waren wissenschaftliche Experimente und interessierte Personen.

Südostschweiz
22.10.16 - 15:34 Uhr
Ereignisse

Die Universität Zürich führte vor einem Jahr den ersten Parabelflug ab Schweizer Boden durch und startete damit die Schweizer Forschungsplattform für Schwerelosigkeit. Am Samstag glückte mit einem Airbus «A310 ZERO-G» vom Militärflugplatz Dübendorf aus der zweite erfolgreiche Parabelflug. Es sei alles nach Plan gelaufen, erklärte Olivier Ulrich von der Universität Zürich auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Das Flugzeug flog über dem Mittelmeer mehrere Parabeln, also abwechselnd steile Aufstiege und Sinkflüge. Während der Sinkflüge herrschte für rund 22 Sekunden Schwerelosigkeit an Bord. In diesen kurzen Zeitabschnitten wurden verschiedene Experimente durchgeführt.

Viele Vorteile

Um den Effekt der Schwerelosigkeit auf biologische oder physikalische Prozesse zu erforschen, bieten Parabelflüge viele Vorteile. «Man erreicht damit längere Zeitabschnitte in Schwerelosigkeit als beispielsweise in Freifall-Türmen am Boden», erklärte Ulrich, der Plattform für Forschung in Schwerelosigkeit leitet.

Ausgedehntere Schwerelosigkeitszeiten als mit solchen Flügen erreiche man mit ballistischen Raketen oder an Bord einer Raumstation im Orbit, wobei die Kosten pro Experiment jedoch um ein Vielfaches höher lägen. Zwar gibt es auch Geräte, die durch ständige Drehbewegung die Richtung der Schwerkraft ständig ändern und so den Einfluss einer gerichteten Gravitation aufheben. «Das ist aber nur eine wenig befriedigende Simulation der Realität», so Ullrich.

Trotz der relativ kurzen Ausschreibungszeit von nur einem Monat gingen mehr Forschungsanträge für eine Teilnahme am Parabelflug ein, als letztlich daran teilnehmen konnten. Ein Gutachter-Gremium des «Swiss Space Office» des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), das die Schweizer Parabelflüge auch finanziell unterstützt, traf die Auswahl.

Flugticket kostet 8500 Franken

Neben 15 Forschenden flogen ausserdem 25 Privatpersonen mit, die auf diese Weise einmal die Schwerelosigkeit erleben wollten. Jeder der 40 Plätze an Bord kostet 8500 Franken, egal ob für Forschende oder Privatleute, verriet Ullrich.

In Zukunft sollen weitere Parabelflüge folgen, voraussichtlich ein- bis höchstens zweimal im Jahr. «Der Bedarf seitens der Forschenden ist da», sagte Ullrich. Bei einer längeren Ausschreibungszeit rechnet der Forscher mit noch deutlich mehr Anträgen als diesmal. Es seien seit dem ersten Flug vor einem Jahr immer wieder Anfragen eingegangen, ob es weitere Flüge gebe.

«Es gibt unglaublich viele Forschungsfragen, die die Schwerelosigkeit brauchen», so Ullrich. Dabei gehe es nicht mal um die grossen Forschungsprojekte für die Raumfahrt, die von Europas Raumfahrtagentur ESA im Orbit durchgeführt werden. Auf dieses Angebot kann auch die Schweiz als ESA-Mitglied zurückgreifen. «Wir bedienen mit den Parabelflügen viel mehr die Forschungsnormalität», sagte Ullrich.

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