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Mit Tonerde gegen Schädlinge

Die Kirschessigfliege hat bereits grossen Schaden verursacht. Auch die diesjährige Weinernte ist in Gefahr. Doch ein neues Mittel soll die Weintrauben vor einem Befall bewahren.

Südostschweiz
30.08.16 - 18:41 Uhr
Ereignisse

von Thomas Kind

Wer in den nächsten Wochen durch die Bündner Weingebiete spaziert, könnte eine untypische Beobachtung machen. Er sieht auf einmal weisse Trauben, wo eigentlich rote sein sollten. Kein Grund zur Aufregung, die Trauben sind nach wie vor rot. Der ungewohnte Anblick ist bedingt durch einen weissen Belag. Doch auch nur dann, wenn die Kirschessigfliege zuschlägt. Dann nämlich wird dieser weisse Belag, «Surround» genannt, als Schutz gegen die Fliege gespritzt. Dabei handelt es sich um ein natürliches Tonerdepräparat, welches für den Menschen absolut unschädlich ist, wie Graubünden Wein-Präsident Georg Fromm am Dienstag an einer Medienkonferenz betonte.

Dieses Jahr sei die Population der Kirschessigfliege aufgrund der feuchten Witterung besonders gross, sagte Rebbaukommissär Hans Jüstrich. Dies könne zur Gefahr für die Traubenernte werden. «Man weiss, dass es Schäden in anderen Kulturen gegeben hat. Und das ist immer auch ein Zeichen, dass das auch mit den Trauben passieren kann», sagte Jüstrich. Letztes Jahr habe man problemlos Kirschen und Zwetschgen abernten können, aber dieses Jahr seien 80 bis 90 Prozent der Hochstämme auf den Feldern befallen und somit verloren.

Noch keine Erfahrungswerte mit «Surround»

Obwohl man sich mit «Surround» vorbereiten kann, können man noch nichts über dessen Effizienz sagen. Man habe schlicht keine Erfahrungswerte, so Georg Fromm. Wenn man nun schlechte Witterung habe und mit dem Spritzen von «Surround» nicht nachkomme, sei ein Befall der Trauben nicht auszuschliessen, betonte Jüstrich. Man habe zwar letztes Jahr auf dem Plantahof einen Versuch mit «Surround» gemacht, dieser sei jedoch nicht sehr aussagekräftig, da es zu wenig Kirschessigfliegen hatte.

Zwei Gründe, so Jüstrich weiter, sprechen jedoch für eine hohe Effizienz. Zum einen wisse man, dass die Fliegen-Weibchen nicht gerne auf dem Belag landen würden. Zum anderen gehe man davon aus, dass die Fliegen auf die rote Farbe der Trauben reagieren, und diese daher anfallen würden. «Die weisse Farbe von 'Surround' lenkt die Fliegen vielleicht ab, wer weiss.»

Die Kirschessigfliege, im Fachjargon «Drosophila suzukii» genannt, ist eine Essigfliege, die aus dem asiatischen Raum nach Europa eingeschleppt wurde. Im Sommer 2011 wurde die Art erstmals in der Schweiz nachgewiesen, schreibt Agroscope in einer Mitteilung. Im Gegensatz zu den einheimischen Essigfliegen-Arten legt dieser asiatische Schädling seine Eier bevorzugt in gesunde Früchte.

«TV Südostschweiz» hat sich zeigen lassen, wie die Trauben nach der Anwendung von «Surround» aussehen:

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