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Momente, die bleiben

Das diesjährige Sound of Glarus ist sicher von vielen speziell schönen, unvergesslichen und auch skurrilen Momenten geprägt. Ein Auszug.

Südostschweiz
29.08.16 - 15:49 Uhr
Ereignisse

Von Kilian Marti

Hitze. Freude. Spass. Toben. Schreien. Tanzen. Party. Madcon. Das Konzert der zwei Norweger vergangene Freitagnacht war für so manche sicherlich das absolute Highlight am neunten Sound of Glarus. Das Publikum riss sich förmlich darum, die Hände in die Höhe zu strecken, zu tanzen und sich den Animationsversuchen der Rapper hinzugeben. Auch zwei Anwohner fielen auf, die oben ohne, bei geöffnetem Fenster wild zur Musik tanzten und sichtlich Spass an der Aufmerksamkeit hatten.

Es ging nicht sehr lange und Tshawe Baqwa und Yosef Wolde-Mariam, so die Namen hinter dem Duo Madcon, probierten etwas aus: «What’s jump in German, Tshawe?», fragte Yosef seinen Kollegen, der gerade damit beschäftigt war, das tobende Party-Publikum mit Wasser zu überschütten. «Uh, Springen?!», wusste dieser die Antwort schnell und machte gleich eine neue Flasche Wasser auf. Als kurz darauf sogar noch die ersten Takte des Ultra-Hits «Don’t Worry» aus dem Lautsprecher ertönten, war es um die «Sound of Glarus»-Meute geschehen: Sie sprang immer höher, sang immer lauter, tanzte immer ausgelassener. Die Meute war nicht mehr zu halten. Wie unglaublich die Künstler ihren Sound Of Glarus-Moment fanden, zeigten sie kurz später mit einem Konzert-Video auf dem sozialen Netzwerk Instagram: «We love you too», schrieben sie dazu, samt Schweizerflaggen-Smiley.

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Die Band von Bligg.

Französischer Abgang

Eine Liebeserklärung gab es auch am Vorabend von der bekanntesten rothaarigen Sängerin der Schweiz: Stefanie Heinzmann. «Was für ein wunderschöner Ort», schwärmte die Walliserin immer wieder. Und: «Ich bin so dankbar.» Mit Freudenschreien der Zustimmung antworteten die Festival-Besucher und mit einem herzigen Plüsch-Tier, sogar mit einem Fondue Sticker drauf. Es scheint, Heinzmann war begeistert über ihren ersten Auftritt in Glarus. Auch für Ständeratspräsident Raphaël Comte war es der erste offizielle Besuch im Kanton. Das Sound of Glarus sei für ihn auch eine Gelegenheit, den Kanton kulturell besser kennenzulernen, hiess es in einer Medienmitteilung. Und die Regierung freue sich sehr auf seinen Besuch.

Nun, da stand er dann am Donnerstag mit einem Glas Wasser in der Hand, ziemlich hilflos zwischen all den Glarner VIPs. Wie der Glarner Volksmund zu sagen pflegen würden: «Wie bstellt und nüd abgholt!» Und die Glarner Regierung schien das nicht gross zu kümmern. Abgesehen von kurzen Small-Talk-Ansätzen überliessen sie den Präsidenten mehrheitlich sich selbst. Vielleicht weil niemand richtig gut Französisch spricht oder weil unsere Regierungsräte einfach nicht wirklich Lust dazu hatten, sich auf Französisch zu unterhalten. So oder so, es schien, Comte war in diesem Moment nicht unglaublich begeistert über seinen ersten Besuch am Sound of Glarus. Kein Wunder machte er irgendwann einen französischen Abgang.

Bligg neckt VIPs

Einen Abgang hätte laut Plan auch der Rapper Bligg am Sonntag machen müssen. Er entschied sich aber in einem stimmungsvollen Moment spontan dagegen und sang noch ein weiteres Lied mit dem Glarner Publikum. «Vor meinem Aufritt hat TV Südostschweiz mir gesagt, wie sehr die Menschen gestern bei Madcon abgegangen sind. Doch wir scheissen auf diese Amerikaner (Anm. der Redaktion: sie sind Norweger), das können wir viel besser», schreit der Rapper ins Publikum und dreht dann die Musik hoch. Und wieder, wie auch schon am Tag davor springen, singen und tanzen die Menschen.

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Bligg gibt in Glarus Gas.

Selbst die VIP’s bewegen sich, wenn auch etwas zaghaft. Das wahrscheinlich wegen Bliggs – sagen wir mal neckischer – Bitte: «Ihr auch, ihr Mehrbesser». Mit seinem letzten Wort war dann das Sound of Glarus 2016 auch schon beinahe vorbei, es blieben noch ungefähr zwei Stunden, bis alles ausgeschaltet wurde. Aber auch in dieser Zeit wurden garantiert noch viele speziell schöne, skurrile und unvergessliche Momente erlebt. Ganz so unvergesslich vielleicht nicht, berücksichtigt man die Wirkung des Alkohols am Tag danach.

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