×

In Chur gibt es mehr Sozialfälle

In den mittelgrossen Städten der Schweiz ist die Zahl der Sozialhilfebezüger leicht gestiegen – so auch in Chur. In den grossen Städten gibt es gleich viele oder etwas weniger Sozialhilfebezüger.

Südostschweiz
23.08.16 - 19:00 Uhr
Ereignisse

Im aktuellen Kennzahlenvergleich sind neu 14 Städte vertreten, erstmals dabei ist Chur neben den bisherigen Städten Basel, Bern, Biel, Lausanne, Luzern, St. Gallen, Schaffhausen, Schlieren, Uster, Wädenswil, Winterthur, Zug und Zürich.

Während die Zahl der Sozialhilfebezüger 2012 und 2013 in Chur bei rund 920 Personen konstant geblieben sei, sei diese Zahl in den letzten zwei Jahren auf 1025 Personen angestiegen, erklärte Annina Meinherz, Leiterin der Sozialen Dienste der Stadt Chur. Die Anzahl der minderjährigen Sozialhilfebezüger ist gemäss Meinherz von 270 im Jahr 2012 auf 303 im Jahr 2015 angestiegen. Die Gründe für den gesamthaften Anstieg der Sozialhilfebezüger seien vielfältig, sagte Meinherz. Sie nannte die höhere Zahl der Flüchtlinge, die schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt und das höhere Risiko für gesundheitliche Probleme bei den 56- bis 64-Jährigen und die Tatsache, dass Kinder zu haben ein Armutsrisiko darstelle. Wenn ein Elternteil die Arbeit reduzieren muss, sei es für die Familie oftmals schwierig, genügend Geld zu verdienen. Folglich würden die Kinder und Jugendlichen auch zu Sozialhilfebezügern.

Der Anteil der Sozialhilfebezüger an der Wohnbevölkerung in Chur beträgt 3,0 Prozent. Durchschnittlich werden 4,7 Prozent der Bevölkerung in den Schweizer Städten von der Sozialhilfe unterstützt.

Stagnation und Abnahme in den grossen Schweizer Städten

Die grössten Schweizer Städte (Zürich, Basel und Lausanne) verzeichneten in den letzten fünf Jahren gleich viele oder weniger Sozialhilfefälle. In den kleineren und vor allem mittelgrossen Städten (Winterthur, Chur, Schaffhausen, Luzern) hingegen wurden mehr Sozialhilfefälle registriert, wie ein Vergleich der Berner Fachhochschule und der Städteinitiative Sozialpolitik zeigt.

Für diese Entwicklung gebe es verschiedene Erklärungen, heisst es in der Mitteilung. In den grossen Städten gebe es einen grossen lokalen Arbeitsmarkt mit vielen Beschäftigten, dafür nur wenig günstigen Wohnraum. In Agglomerationen und mittleren Städten sei dieses Verhältnis teilweise genau umgekehrt. Auch der Wegfall von Arbeitsstellen für niedrig Qualifizierte trage zum Anstieg bei der Sozialhilfe bei. Dieser wirtschaftliche Wandel sei insbesondere in ehemals starken Industriestandorten wie Winterthur, Schaffhausen oder Biel nach wie vor spürbar.

Zunahme der Sozialhilfefälle parallel zum Bevölkerungswachstum

Schweizweit ist die Zahl der Sozialhilfefälle parallel zum Bevölkerungswachstum um 2,2 Prozent gestiegen. Ebenso ist die durchschnittliche Dauer des Sozialhilfebezugs gestiegen, sie liegt aktuell bei 42 Monaten. Risikogruppen für langen Sozialhilfebezug sind Personen über 45 Jahre, ohne Berufsausbildung sowie Personen, bei denen eine Erwerbstätigkeit nicht möglich ist, sei es wegen Gesundheitsproblemen, Ausbildung oder Familienpflichten. (ots/sz)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Ereignisse MEHR