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35 Freiwillige, 600 Stunden Arbeit, 15'000 Franken an Wolle

Es ist bunt, es fällt auf, es gefällt. Aha Mode feiert sein fünfjähriges Ladenbestehen in Chur. Mit einer speziellen Aktion, die auch dem Stadtpräsidenten Freude bereitet.

Südostschweiz
28.06.16 - 12:04 Uhr
Ereignisse

«Stricken ist eine Lebenseinstellung – nicht nur ein Hobby», erklärt Adriana Meier-Pianegonda, Inhaberin von Aha Mode in Chur. «Es ist entspannend, kreativ, senkt den Blutdruck, verbraucht Kalorien und man hat keine Zeit für Ablenkung.»

Auch Patienten von der Klinik Waldhaus kaufen bei Aha Mode Wolle und stricken in Therapiegruppen, wie Meier-Pianegonda weiss. «Mein Sohn etwa hat seine starke Legastenie mit Stricken überwunden und kann nun ganz normal schreiben», so Meier-Pianegonda.

Fünf-Jahr-Jubiläum

Um das 5-Jahr-Jubliäum zu feiern, suchte das «Aha»-Team nach einer Aktion, die Freude bereitet. «Dazu kommt, dass am 11. Juni der internationale Stricktag war. Es musste also zwingend was mit Wolle und 'Lismernodla' zu tun haben.»

Meier-Pianegonda trommelte ihre Kunden zusammen und erzählte von ihrer Idee, Bäume, Lampen, Eisenstangen und Blumenkisten vor dem Geschäft «einzulismen». Freiwillig griffen Hobby-Stricker und -Strickerinnen zu ihren Nadeln und legten los.

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«Stricken ist nur für Frauen.» Falsch! Hier der männliche Beweis dafür. Bild Aha-Mode

Rund 600 Stunden Arbeit

Jede und jeder der 35 Freiwilligen nahm sich ein Objekt vor und strickte es ein. Meier-Pianegonda schätzt die verstrickte Wolle auf einen Wert von rund 15'000 Franken. «Im Projekt stecken gut 500 bis 600 Stunden Arbeit – bis jetzt», erklärt Meier-Pianegonda. Denn: Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen.

Tiere und ein Velo

Das Projekt dauert laut der «Aha»-Inhaberin noch bis voraussichtlich im Herbst. «Wir wollen noch mehr Stricktiere an die Bäume hängen. Und ein Velo wird noch eingestrickt. Eventuell haben wir sonst noch eine Idee ...» Die Wolle wird dann an den Objekten gelassen, bis sie nicht mehr schön ist.

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Hauchen den Bäumen Leben ein: farbige Stricktiere. Bild Aha-Mode

Keine Bewilligung der Stadt

Die Bäume entlang der Masanserstrasse gehören der Stadt Chur. So auch die Beton-Blumentöpfe. «Wir haben vor Beginn unserer Arbeit bei der Stadt eine Bewilligung angefordert. Bis heute haben wir aber keine bekommen», erklärt Meier-Pianegonda.

«Da Tom Leibundgut vom Baudepartement der Stadt aber immer sagt, ein paar Farbtupfer täten der Stadt gut, haben wir uns ohne Erlaubnis an die Arbeit gemacht.»

Und genau so ist es. Auf Anfrage sagt der Stadtrat: «Meines Wissens ist im Departement keine Bewilligungs-Anfrage eingegangen. Das ist aber bei dieser Aktion kein Problem.»

Und weiter erklärt Leibundgut: «Es ist eine absolut tolle Idee, ein 'hammer' Projekt. Auch meine Leute im Departement sind begeistert. Wir haben immer Freude, wenn Leute selbst Initiative ergreifen, um die Stadt zu verschönern.»

Positives Fazit von allen Seiten

Egal, ob auf Social Media oder persönlich – das Team bekommt nur positive Rückmeldungen. «Eine ältere Dame hat erzählt, dass sie seit 20 Jahren auf der anderen Strassenseite in Richtung Coop läuft. Jetzt müsse sie jeden Tag die Seite wechseln, um sich wieder ein neues Muster auszusuchen, das sie dann zu Hause nachstrickt.»

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Jedes Objekt ist ein Unikat – jeder Baumabschnitt hat ein eigenes Muster bekommen. Bild Nadia Kohler

Stadtpräsident freut sich über «Verschönerung»

Auf unsere E-Mail-Anfrage antwortet der Churer Stadtpräsident, Urs Marti, wie folgt:

«Als aufmerksamer Stadtpräsident ist mir die Verschönerung sehr wohl aufgefallen. Es ist mir aber nicht annähernd in den Sinn gekommen, hier wegen einer Bewilligung nachzuforschen oder zu intervenieren. Tolle Idee, schadet niemandem, wird Aha Mode sicher wieder selbst weg nehmen und Gratulation zum Jubiläum.»

Und auch auf der Facebook-Seite von Aha Mode schwärmen die Leute: «Uh toll ... Gfallt miar einiges besser als dia neui Bahnhofstross», schreibt eine Userin.

Erste Aktion vor zehn Jahren

Für Adriana Meier-Pianegonda ist es nicht die erste grosse Strickaktion. Schon vor zehn Jahren machte sie sich daran, ein Auto einzustricken. «Anlässlich der Frühlingsmesse Higa habe ich genau 325 Stunden gelismet, bis das Auto aus Wolle bestand.»

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Vor zehn Jahren wurde dieses Auto eingestrickt und an der Higa ausgestellt. Bild Aha-Mode

Noch heute bekommt sie Anfragen von Autoliebhabern, welche eine grosse Wollmütze für ihr Fahrzeug haben möchten. «Wenn man Aufwand und das Material zusammenrechnet, würde das aber mehrere Zehntausend Franken kosten. Das ist dann den Leuten doch zu teuer», sagt Meier-Pianegonda mit einem Schmunzeln. (so)

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