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Herr Hofer und die Holländer

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Heute sortiert er Fakten.

Südostschweiz
28.05.16 - 11:00 Uhr
Ereignisse

Von Christian Ruch

Ehrlich gesagt gelingt es mir immer weniger, die derzeitige Faktenlage richtig zu sortieren. Vielleicht können Sie mir ja dabei helfen. Beispiel Österreich: Dort hat ein Herr Hofer kandidiert. Hofer ist bei unseren Nachbarn der Name für Aldi. Wahrscheinlich dachten die ganzen Hofer-Wähler, da gäbs etwas besonders billig. Komisch ist nur, dass Herr Hofer für die ausländerfeindliche FPÖ kandidierte. Denn bei Hofer, also Aldi, hats immer ziemlich viele Ausländer. Kapier ich nicht. Sie etwa?

Hofers Gegenkandidat hiess seltsamerweise nicht, wie man annehmen müsste, Lidl, sondern van der Bellen. Und der hat nur durch seinen Vorsprung bei den Briefwählern gewonnen. Ich frage Sie, warum man dann den ganzen Zirkus überhaupt veranstaltet und zwischen Bodensee und Burgenland Wahlkabinen herrichtet. Könnte man sich alles sparen und nur die Briefwähler abstimmen lassen.

Dass die FPÖ jetzt sauer ist, verstehe ich. Denn wenn jemand van der Bellen heisst, ist das wahrscheinlich ein holländischer Flachland-Tiroler. Und Holländer haben in den Bergen nun wirklich nichts verloren, das weiss jeder, der schon mal hinter holländischen Camping-Urlaubern herschleichen musste, die sich vor jeder Kurve fürchten. Gut, es gibt Ausnahmen: Willem Jan Holsboer zum Beispiel, dem wir die RhB verdanken. Aber nur deshalb, weil Holsboer ahnte, dass seine Landsleute dereinst mit Camping-Anhängern die Strassen durch die Bündner Berge verstopfen würden und deshalb rechtzeitig eine Eisenbahn baute.

Dafür revanchieren wir uns jetzt, was ja auch langsam Zeit wird. Und zwar kriegen die Holländer den Eisschnelllauf der Olympischen Winterspiele 2026. Sagt Chef-Olympionike Andreas Wieland. Dass das der Dank für die RhB ist, hat er nicht gesagt, es soll wohl eine Überraschung werden. Ach ja, abstimmen müssen wir aber trotzdem noch über Olympia. Und wenn das so knapp wird wie in Österreich, ist am Ende vielleicht die 92-jähige Briefwählerin Josefa Caflisch aus Schluein das Zünglein an der Waage. Bleibt zu hoffen, dass sie früher gern Rudi Carrell geschaut und sich nie über holländische Autofahrer geärgert hat – sonst wird das wieder nichts mit Olympia.

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