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Viele Wege führen nach Rom – romantische und andere

Die Pilgerinnen und Pilger des Projekts «Kirche mit* den Frauen» sind auf ihrem Weg Richtung Rom schon weit gekommen. Sie haben die Alpen überquert, die Poebene durchschritten, den Apennin hinter sich gelassen und sind jetzt in der Toskana angekommen.

Südostschweiz
26.05.16 - 10:00 Uhr
Ereignisse

von Esther Rüthemann

Mühelos gehen wir auf abwechslungsreichen Wegen Richtung Rom, denn wir können Franz folgen, der uns mit dem GPS vorangeht. Er sagt: Nach der Kirche rechts, beim nächsten Schild links, hier folgen wir der Via Francigena und dort gehen wir besser durch den Wald und nehmen die Abkürzung… 

Franz hat in akribischer Genauigkeit den ganzen Weg von St. Gallen bis Rom anhand von Karten, mit dem GPS und via Google Earth vorbereitet. Er ist Wegbereiter, Navigator und Stern von Bethlehem, der uns nach Rom führt. Er will grosse Strassen vermeiden, schöne Abschnitte finden und den direkten Weg gehen. Ihm verdanken wir das unbeschwerte Pilgern. Wir können reden, umherschauen und müssen uns nicht um Abzweiger kümmern.

Flussuferpfade sind romantisch

Es gibt Wege, die lieben wir, und andere, die müssen wir einfach gehen. Schöne, gar romantische Wege sind Flussuferpfade, gesäumt von Pappeln und Robinien, weil sie uns einen Teppich aus Blüten und Flaum bereiten, auf denen wir wie Königinnen dahin schreiten.

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Für den Waldlehrpfad fehlt es leider an Zeit und Italienischkenntnis, dafür tut das saftig frische Lindengrün der neuen Blätter unserer Seele gut. Wir geniessen den weichen Waldboden zwischen Kiefern und Ahorn, Eichen und Buchen, der übersät ist mit Nadeln und Zapfen. 

Ein krasser Gegensatz und eine Herausforderung dazu ist das Gehen auf Asphalt entlang einer gut befahrenen Strasse. Dort ist es lärmig, stickig, hart. Wenn wir toten Bisamratten ausweichen müssen, ist es keine Erbauung. Wenn dann aber ein Lkw-Fahrer die Warnblinker stellt, so dass die hinter ihm fahrenden Autos anhalten, damit wir die Strasse sicher überqueren können, freuen wir uns an seiner Aufmerksamkeit. 

Es gibt auch Irrwege

Irrwege gehören auch, aber spärlich dazu. Erst zweimal haben wir uns verlaufen und beide Male war es nicht des Wegbereiters Fehler, sondern die nicht aktualisierte Karte. Das hatte einmal einen kleinen Dschungeltrip und das zweite Mal eine schlammige Herausforderung zur Folge.

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Denn zurück wollten wir beide Male natürlich nicht und nahmen darum die Abkürzung durch das Unterholz zum einen und den frischangesäten Acker zum anderen in Kauf. Den Ackerweg beendeten wir schnell, denn schon nach zwei Schritten klebte so viel Erde an unseren Sohlen, dass das Weitergehen mühsam wurde. 

Für einmal suchte Franz einen schönen Wanderweg aus. Leider hat ihm der Himmel einen Strich durch die Rechnung gemacht und liess es aus vollen Kübeln regnen. In «null Komma nix» verwandelte sich der Weg in ein Bächlein und unser Gehen in eine Akrobatiknummer. 

Alle diese Wege führen uns nach Rom und wir sind auf ihnen glücklich und zufrieden, weil wir gehen können, weil wir Italien in seiner unterschiedlichen Schönheit kennenlernen und weil die Begegnungen mit Menschen darauf berührend und schön sind.

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Velofahrer drehen sich um und rufen uns «buon camino» zu. Von Balkonen herunter werden neugierig Fragen gestellt und überall ernten wir Respekt, gar Bewunderung für unser Unterwegssein zu Fuss und unser Anliegen für eine «Kirche mit* den Frauen». (so)

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