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Viele pilgern mit nach Rom

Seelsorgerin Esther Rüthemann aus Rapperswil-Jona ist für das Projekt «Kirche mit* den Frauen» zu Fuss nach Rom unterwegs. Der Weg führte die Pilger die vergangenen Tage von Buchs weiter durchs Bündnerland, über den Splügenpass nach Chiavenna in Italien. Die vielen Mitpilgernden schildern ihre Eindrücke.

Südostschweiz
14.05.16 - 13:14 Uhr
Ereignisse

Von Esther Rüthemann

Seit wir am 2. Mai in St. Gallen losgepilgert sind, haben uns mehrere hundert Menschen auf verschiedenen Etappen begleitet. Wir haben einige gebeten, für die Daheimgebliebenen zu berichten.

Gedanken an Franz von Assisi

Sechster Pilgertag: Es war die Stunde, die wir schweigend gingen, Chur lag hinter uns, und ich befand mich im vorderen Drittel der Pilgergruppe. Während einer kurzen Wegstrecke begleitete uns plötzlich ein Hund. Der Hund lief an uns vorbei bis ganz nach vorne, blieb stehen, schaute freundlich zurück und lief wieder nach hinten. Das Gleiche wiederholte sich noch einmal. Er verhielt sich wie ein behütender Hirtenhund. Später bemerkte ich, dass der Hund zu zwei Reiterinnen gehörte, die hinter unserer Gruppe waren.

Der heilige Franziskus verstand die Sprache beziehungsweise das Verhalten der Tiere. Für mich war dies ein Zeichen: Ihr seid mit eurem Anliegen auf dem richtigen Weg! Ihr seid von Gott begleitet, behütet und unterstützt. «Laudato si, mi’ signore, cun tucte le tue creature» – «Gelobt seist Du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen» (aus dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi). Der Pilgerweg führt über Assisi nach Rom. (Nadja)

Mein Pilgern war ein Mitgehen für das Anliegen einer Kirche mit den Frauen. Ich freue mich, dass die erste Woche so gut gelang, für mich selber, aber auch für die Initiantinnen! Das gibt uns allen innere Kraft. (Cornelia)

Beeindruckt vom Mut

Ich bin beeindruckt von eurem Mut, liebe Pilger und Pilgerinnen, euer gut eingerichtetes Leben zu verlassen und euch auf diesen unbekannten Weg einzulassen. Ihr habt trotz vieler Vorbereitungen nicht für diesen Marsch trainiert, wie das üblicherweise Marathonläufer vor dem Wettkampf machen. Aber ihr seid bereit, euch jeden Tag die Kraft, welche für den Weg gerade notwendig ist, schenken zu lassen. Schritt für Schritt, in beachtlichem Tempo und mit schweren Rucksäcken, sicher nicht immer ohne Schmerzen, geht ihr so fröhlich durch jedes Wetter. Darin seid ihr mir grosse Vorbilder! (Karin, 28)

Eine wunderbare, eindrückliche Erfahrung, die tief ins Herz geht. Tolle Menschen mit Spontanität, Willenskraft – und einem gemeinsamen Ziel. (Marlies A., 51)

Alphornbläser beflügeln

Nachdem ich vom Projekt erfahren hatte, war klar, dass ich aus Solidarität zwei Tagesetappen mitpilgere. Ich wählte die Strecke von Splügen nach Chiavenna. Der Alpentransit war bei regnerischem und sehr kühlem Wetter für alle eine grosse Herausforderung.

Ein Aufsteller waren die drei Alphornbläser auf der Passhöhe, die uns nicht nur überraschten, sondern für den Rest der Etappe durchs Valchiavenna beflügelten. Der zweite Tag startete mit einem Impuls bei der Kirche in Pianazzo und wurde dann von einem Filmteam, das in einer Doku das «Pilgern auf ein Ziel hin» filmisch verarbeitet, bis Chiavenna begleitet.

Die Via Spluga führte uns dem wilden Fluss Liro entlang, durch prächtige Kastanien- und Birkenwälder mit blühendem Ginster. Die vielen Felsblöcke und Nebelschwaden gaben der Szenerie ein mystisches Aussehen. Trotz des häufigen Regens war für mich auch diese Pilgeretappe ein tolles Erlebnis, denn wenn die Gruppe stimmt, ist das Wetter nebensächlich! (Kurt)

Von positiver Energie getragen

Spontan, mit zwei Freundinnen, die mir von «Kirche mit* den Frauen» erzählten, wanderten wir von Splügen nach Cademario. Für mich eine kurze Auszeit aus dem stressigen Alltag. Frau und Mann wandern Kilometer, Stund um Stund, und das mit einer Leichtigkeit, von einer unglaublich positiven Energie getragen. Das Wetter, nass und kalt, war egal. Offene Gespräche mit Menschen, die man kaum kennt. Eine Stunde schweigend wandern, zusammen essen, lachen, singen, Spiele am Abend. Ein unvergessliches Erlebnis. Der Abschied fiel schwer. Gerne hätte ich diese super Pilgergruppe bis nach Rom begleitet. (Alexandra, 45).

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