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2015 rückte die Polizei über 1000-mal aus

Über 1000-mal rückten im Jahr 2015 die Stadt- oder die Kantonspolizei St. Gallen zu Interventionen im häuslichen Bereich aus. In mehr als einem Drittel der betroffenen Familien und Paare wurde die Polizei mehr als einmal gerufen, wie die Staatskanzlei St. Gallen am Montag mitteilte.

Südostschweiz
08.02.16 - 18:31 Uhr
Ereignisse

Die Gründe sind unterschiedlich: Frauen – und auch Männer – rufen bei der Einsatzzentrale an, weil sie Gewalt erfahren, bei einer Trennung per Email und SMS Drohungen erhalten oder vom Ex-Partner belästigt und verfolgt werden. Nachbarn rufen die Polizei, weil sie Schreie und lautes Weinen aus der Wohnung nebenan hören oder weil eine Frau mit ihrem Kleinkind zu ihnen flüchtet.

Kinder befürchten, dass ein Konflikt der Eltern in Gewalt eskaliert. Mütter melden sich, weil sie mit der Erziehung von Jugendlichen nicht mehr klar kommen und diese beispielsweise Möbel zu demolieren beginnen.

 

Einsatzzahlen blieben gleich

Die Polizeieinsätze im häuslichen Bereich sind seit einigen Jahren gleichbleibend hoch, wobei die Anzahl Gewaltvorfälle in den letzten beiden Jahren leicht zurückgegangen ist (2013: 455 / 2014: 404 / 2015: 395). Ebenfalls seit 2014 zurückgegangen sind die verfügten polizeilichen Massnahmen wie Wegweisung mit Rückkehrverbot und Gewahrsam.

Die Zahl der angeordneten Festnahmen war im letzten Jahr allerdings höher, was auf mehr schwere Fälle zurückgeht. Auch musste die Polizei öfter die Amtsärzte beiziehen; diese verfügten in 26 Fällen eine fürsorgerische Unterbringung.

Wiederholte Interventionen am gleichen Ort

Im Jahr 2015 wurde die Stadtpolizei 50mal, also in mehr als einem Viertel der Fälle, wiederholt in die gleichen Familien gerufen. Die Kantonspolizei musste sogar in 37 Prozent der Einsätze (303 von 810) mehrmals an die gleichen Adressen ausrücken. Die wiederholten Fälle von häuslicher Gewalt entstehen aus einer Gewaltdynamik heraus.

Nach einer Eskalation mit körperlicher Gewalt bereut der gewalttätige Partner zwar den Vorfall und verspricht Besserung, leider aber beginnt ohne Unterstützung von aussen in vielen Fällen der Kreislauf der Gewalt wieder von vorne.

Klare Grenzen setzen

Wird die Polizei wiederholt in die gleichen Familien gerufen, bedeutet das nicht, dass die Situation weniger gefährlich ist. Je öfter Interventionen an der gleichen Adresse notwendig sind, desto wichtiger ist es, klare Grenzen zu setzen, damit die Täter bereit werden, Schritte zur Verminderung ihrer Gewaltbereitschaft zu tun. (so)

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