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Engadiner Arzt im Flüchtlingscamp

Gian Bieler war während vier Wochen in einem Flüchtlingslager in Griechenland tätig. Zurück in der Heimat erzählt der Arzt von mutigen Menschen, Lebensfreude und Solidarität.

Südostschweiz
25.11.15 - 07:00 Uhr
Ereignisse

Ab dem 22. Oktober war Gian Bieler aus Samedan einen Monat lang in einem Flüchtlingslager in Griechenland an der Grenze zu Mazedonien (Fyrom) für Médecins du Monde im Einsatz. Gemeinsam mit einem Arzt und einer Krankenschwester aus Grossbritannien und einem Koordinator aus Italien hat der 67-jährige pensionierte Allgemeinmediziner in einer Art Feldlazarett bis zu 250 Personen pro Tag betreut. Seit vergangenem Samstag  ist er wieder zurück in der Schweiz. 

Mit wenig viel erreicht

 «Wir haben mit wenig finanziellen und medizinischen Mitteln eine sehr gute Arbeit machen können», erzählt der Arzt, wenige Tage nach seiner Rückkehr in die Schweiz. Viele Flüchtlinge seien mit nichts als den Kleidern am Leib ins Camp gekommen. Die Meisten seien von der griechischen Insel Lesbos angereist, wo die Flüchtlingsboote anlegen. Mit Bussen sei es dann bis zum Transitzentrum Idomeni weitergegangen. «Es kamen täglich unzählige Busse», erzählt der Arzt. 10'000 Flüchtlinge an einem Tag seien die Norm gewesen. Er spricht von vielen Familien. «Bis 50 Prozent der Behandlungen nahm ich an Kindern vor», erinnert sich Bieler. Er habe auch sehr viele schwangere Frauen gesehen. Zahlreiche Erkältungen mussten behandelt werden – die Folgen vom stundenlangen Verweilen im Meerwasser. 

Doch Bieler kann nicht nur von Schrecken und Krankheit erzählen, er hat im Flüchtlingslager vor allem auch viel Lebensfreude kennengelernt. «Wir haben oft gemeinsam gelacht, vor allem mit den Syriern, die doch so viel durchmachen mussten, um nach Griechenland zu gelangen», erzählt der Engadiner. Tief beeindruckt habe ihn die Erkenntnis, wie wenig es brauche, um Menschen zu helfen, um sie glücklich zu machen. Hier ein tröstendes Wort, da ein schmerzstillendes Medikament - die Dankbarkeit sei gross. Und noch etwas habe er gelernt: «Mit Augen, Händen und Ohren» zu praktizieren. (fh)

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