Pfadi und Cevi lassen sich ihre neuen Hütten etwas kosten
Gleich zwei Jugendorganisationen in Rapperswil-Jona bauen zurzeit an ihren neuen Waldhütten. Und wie.
Gleich zwei Jugendorganisationen in Rapperswil-Jona bauen zurzeit an ihren neuen Waldhütten. Und wie.
von Jérôme Stern
Waldhütten gehören zur Pfadi oder Cevi wie Cervelats zum Lagerfeuer. Schliesslich spielen die Kinder samstags stundenlang im Wald – und sind froh, sich anschliessend in geheizten Räumen aufwärmen zu können. Nun brauchen sowohl die Cevi wie auch die Pfadi von Rapperswil-Jona neue Hütten, doch bei deren Realisierung gingen die beiden Jugendorganisationen völlig unterschiedliche Wege.
Während die Pfadiabteilung General Dufour einen Neubau durch professionelle Unternehmer realisiert, renovieren die Cevianer einen ausgedienten Schützenstand in Eigenleistung. Was naturgemäss weniger Kosten verursacht. Laut Stefan Krummenacher, stellvertretender Bauleiter der Cevi, belaufen sich die reinen Materialkosten auf rund 100 000 Franken.
«Aber weil wir die Umbauarbeiten selber erledigen und unsere Zeit nicht verrechnen, kann man die beiden Projekte kostenmässig nicht miteinander vergleichen», betont er. Ein Blick ins Pfadi-Projekt zeigt jedenfalls, dass das Pfadibudeli Lattenhof gemäss Kostenvoranschlag 1,55 Millionen kostet.
Besuch beim Lattenhof: Vor dem Holzbau wird gebaggert, während drinnen noch elektrische und sanitäre Arbeiten anstehen. Doch auch im Rohbau beeindruckt das Pfadibudeli – alleine schon durch seine Grösse. Mit den verwendeten Materialien und der gediegenen Verarbeitung wirkt es eher wie ein Feriendomzil, denn wie ein «Budeli».
Ein langgehegter Traum
Raphael Gloor, Präsident des Vereins Pfadibudeli und ehrenamtlicher Bauleiter, erzählt die Geschichte hinter dem Projekt: «Das 50-jährige Pfadiheim wurde immer teuerer im Unterhalt, vor zehn Jahren erwägten wir deshalb erstmals einen Neubau.» Als schliesslich noch eine Dachsanierung anstand, fällte man vor fünf Jahren den Entscheid zum Bau.
Gloor steigt zwei Treppenstufen zur Eingangstüre hinauf und deutet auf die behindertengerechte Rampe. «Vor fünf Jahren bildeten wir eine Arbeitsgruppe und befragten unsere Pfadfinder, was sie in einem neuen Budeli brauchten.» Nach einem vorläufigen Raumkonzept beauftragte man das Architekturbüro Roos mit dem Projekt. Mit der Ortsgemeinde als Landeigentümerin konnten die ehemaligen Pfadfinder einen Baurechtsvertrag für das Waldgrundstück unterzeichnen, und mit der Stadt sprach man über eine mögliche finanzielle Unterstützung.
Ebenso startete die Arbeitsgruppe vor zwei Jahren eine Sammelaktion und wandelte sich zum Verein um. Nach den jahrelangen Vorarbeiten konnten sich die Pfadfinder im letzten Dezember freuen. Die Stadt sicherte ihrem Projekt 450 000 Franken Unterstützung zu. Währenddessen hatten die Sammelaktion unter ehemaligen Pfadfindern 790 000 Franken erbracht.
«Da wir auch unser gesamtes Pfadivermögen einsetzen, fehlen uns jetzt nur noch 70 000 Franken.» Gloors Vorfreude auf das Budeli lässt keinen Zweifel daran, dass auch dieser Betrag zusammenkommen wird. Am 24. Oktober möchten die Pfadfinder Einweihung feiern – dafür haben Gloor und die Vereinsmitglieder auch Tausende ehrenamtliche Stunden geschuftet.
Starschuss im Schützenhaus
Viel ehrenamtliche Arbeit ist auch beim Cevi-Projekt essentiell, denn hier beim ehemaligen Schützenhaus Langmoos wollen die Cevianer den Umbau gänzlich in Eigenarbeit bewerkstelligen. Ein hartes Stück Arbeit, wie ein Augenschein zeigt: Bodenbelag löst sich in grossen Stücken, Fenster fehlen gänzlich. In einer Ecke stapeln sich herausgerissene Isolationsmatten – Heizung gibts auch nicht.
«Vielleicht können wir die Isolation wieder verwenden», meint Stefan Krummenacher beim Besuch.
Vor zwei Jahren fragte die Stadt verschiedene Vereine an, ob sie an einer Nutzung des ausgedienten Schützenhauses Interesse hätten. Einige hätten sich gemeldet, erzählt Krummenacher. «Aber schliesslich gab die Stadt uns die Zusage. Man wollte unser Projekt unterstützen und fand, unser Vorhaben sei zur Belebung des alten Gebäudes sinnvoll.» Einen Treffpunkt hatten die Cevianer zwar schon im evangelischen Zentrum Jona. Doch eine Hütte im Wald ist für ihre Aktivitäten ideal.
Viel Einsatzwille
Viele Eltern erklärten sich spontan bereit, beim Umbau mit anzupacken. «Darunter hat es Bauführer, Zimmermänner und andere Handwerker.» Während ihre Sprösslinge nun jeden Samstag das Rauminnere entrümpeln, arbeiten Cevi-Leiter und Eltern am Innenausbau.
Krummenacher freut sich, dass praktisch alle Baumaterial-Lieferanten sehr günstige Preisen zugesichert haben. Auch die Cevi ist auf Spendensuche. Die ersten Baumaterialien konnte man aus dem Vereinsvermögen finanzieren, dazu erhält man von der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde sowie von der Stadt finanzielle Unterstützung.
Genau Zahlen möchte Krummenacher aber nicht verraten. «Zuvor möchte ich eine Vollkostenrechnung machen, erst dann kann man unsere Kosten mit denjenigen des Pfadi-Heims vergleichen», erklärt er. Grosse Projekt ist sich Stefan Krummenacher jedenfalls gewohnt – arbeitet er beruflich doch am Neat-Basistunnel.
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