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Bischöfe äussern sich erstmals zu Huonder – drei Anzeigen hängig

Die Bischofskonferenz hat sich erstmals zu den feindlichen Aussagen vom Churer Bischof Vitus Huonder gegen Homosexuelle geäussert. Sie bezeichnete die Situation als «schwierig».Wegen seiner Äusserungen sind gegen Huonder drei Strafanzeigen bei der Churer Staatsanwaltschaft hängig. In diesen wird Huonder beschuldigt, öffentlich zu Verbrechen oder zu Gewalttätigkeit aufgerufen zu haben.

Südostschweiz
03.09.15 - 11:54 Uhr
Ereignisse

«Die Kirche nimmt alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, vorbehaltlos an», schrieb die Bischofskonferenz in ihrer Mitteilung vom Donnerstag. Sie bezeichnete die Situation nach den Äusserungen des Churer Bischofs Vitus Huonder als «schwierig».

Huonder hatte Ende Juli in einem Vortrag im deutschen Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitiert, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Der Bischof hatte sich nach empörten Reaktionen auf seine Ansichten öffentlich entschuldigt, nachdem er in einer ersten Stellungnahme noch von einem Missverständnis gesprochen hatte.

Bischof Morerod neuer Präsident

Die Bischofskonferenz hatte sich von Montag bis Mittwoch im freiburgischen Givisiez zu ihrer ordentlichen Versammlung getroffen, wie es in der Mitteilung hiess.

Sie wählte dabei den Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, zum neuen Präsidenten für die Amtsperiode 2016 bis 2018. Morerod folgt auf den St. Galler Bischof Markus Büchel, der sein Amt am 31. Dezember 2015 turnusgemäss abgibt.

Thema an der Versammlung war auch die Situation der Flüchtlinge in Europa. Die Bischöfe rufen in der Mitteilung dazu auf, «im Geist des Evangeliums allen Menschen in Not und Bedrängnis zu helfen». Die Einrichtungen der katholischen Kirche würden ihre Hilfe für Flüchtlinge und Migranten weiter intensivieren.

Drei Anzeigen in Chur

Wegen seiner Äusserungen sind gegen Bischof Vitus Huonder aktuell drei Strafanzeigen bei der Churer Staatsanwaltschaft hängig. In diesen wird Huonder beschuldigt, öffentlich zu Verbrechen oder zu Gewalttätigkeit aufgerufen zu haben.

Zwei Anzeigen stammen von Privatpersonen, die aus dem Kanton Zürich beziehungsweise aus dem Kanton St. Gallen kommen. Die dritte reichte der Schwulenverband Pink Cross ein.

Das sagte ein Sprecher der Churer Staatsanwaltschaft am Donnerstag auf Anfrage. Die Anzeigen werden nun geprüft, über allfällige rechtliche Konsequenzen wird in rund zwei Wochen entschieden. Allenfalls werde Huonder zu einer Stellungnahme eingeladen.

Zuerst Missverständnis, dann Entschuldigung

Huonder hatte in einem Vortrag in Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitiert, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Der Bischof war nach empörten Reaktionen auf seine Ansichten in der Folge zurück gekrebst.

Er entschuldigte sich öffentlich und in einem Brief an 800 Mitarbeitende im Bistum Chur und besonders bei "homosexuell empfindenden Menschen". In einer ersten Stellungnahme hatte der konservative Kirchenmann noch von einem Missverständnis gesprochen.

Huonders in Fulda verbreitete Ansichten über Ehe und Sexualität führten auch innerhalb des Kreises der Schweizer Bischöfe zu einer Reaktion. Der St.Galler Bischof Markus Büchel setzte in einer öffentlichen Stellungnahme einen Kontrapunkt zu Huonder.

Menschen und ihre Beziehungen dürften nicht auf die Sexualität reduziert werden, schrieb der St.Galler Oberhirte, der auch die Schweizer Bischofskonferenz präsidiert. (sda)

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