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Mäder bei den Zielen für die Heimrundfahrt zurückhaltend

Gino Mäder gilt gemessen an seinem Leistungsausweis als der Schweizer mit den besten Aussichten im Gesamtklassement. Die Rolle des Favoriten behagt ihm allerdings nicht sonderlich.

Agentur
sda
13.06.23 - 05:15 Uhr
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Gino Mäder verpasste wegen einer Corona-Erkrankung den Giro d'Italia, für die Tour de Suisse gibt er sich bezüglich Zielsetzung zurückhaltend
Gino Mäder verpasste wegen einer Corona-Erkrankung den Giro d'Italia, für die Tour de Suisse gibt er sich bezüglich Zielsetzung zurückhaltend
KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Die Tour de Suisse ist für jeden Schweizer Fahrer ein Höhepunkt im Radsport-Jahr. Dementsprechend gross sind Vorfreude und Motivation. Das gilt auch für Gino Mäder. Doch der im bernischen Wiedlisbach aufgewachsene und nun in Zürich wohnhafte Profi des Teams Bahrain-Victorious nahm seine vierte Heimrundfahrt nach dem Debüt im Jahr 2019 mit gemischten Gefühlen in Angriff.

Das liegt daran, dass er erneut von der Gesundheit ausgebremst wurde. War es im letzten Jahr eine Magen-Darm-Geschichte, die ihn nach vier Tagen Tour de Suisse zur Aufgabe zwang, machte ihm diesen Frühling eine Corona-Erkrankung zu schaffen.

Nach seinem ausgezeichneten 5. Rang in der Fernfahrt Paris - Nizza war Mäder Ende April mit viel Zuversicht zur Tour de Romandie gestartet, um in der Westschweiz seine Form für den Giro d’Italia zu testen. Jene Rundfahrt, die er nicht erst seit seinem Etappensieg im Mai 2021 in Ascoli Piceno in sein Herz geschlossen hat. Doch aus der Giro-Teilnahme wurde nichts.

Dass er in der Königsetappe in der Romandie nicht mit den Besten mithalten konnte, war womöglich ein Vorbote auf die später erfolgte Erkenntnis, dass er an Corona erkrankt ist. Das Virus erwischte ihn mit voller Wucht. «Ich war froh, musste ich nicht trainieren, an Rennfahren war in dieser Zeit gar nicht zu denken.»

Gesamtklassement kein Thema

Seither ist rund ein Monat vergangen. Die Enttäuschung - die Italien-Rundfahrt war für ihn ein grosses Saisonziel - hat Mäder mittlerweile verarbeitet. Für die Tour de France befindet er sich immerhin auf der Longlist von Bahrain.

Wie es um seinen Formstand bestellt ist, weiss er nicht genau. Das Auftaktzeitfahren am Sonntag in Einsiedeln lieferte noch (zu) wenige Erkenntnisse. Als 69. büsste Mäder 56 Sekunden ein, auch weil er bei böiger Bise ein nachteiliges Zeitfenster erwischt hatte.

Bezüglich seiner Ziele für die Heimrundfahrt gibt sich Mäder zurückhaltend. «Die Woche ist noch lang und intensiv. Wenn ich das gut überstehe, bin ich zufrieden.» Das Gesamtklassement ist für ihn aktuell kein Thema. Im Team Bahrain-Victorious setzen sie auf Pello Bilbao. Der Spanier beendete den Giro schon drei Mal unter den besten sechs.

Hohe Erwartungen

Mäder hat vor allem dann geliefert, wenn es von ihm niemand erwartet hat. Sein Giro-Etappensieg kam ebenso überraschend wie wenige Monate später sein 5. Gesamtrang an der Vuelta 2021. Und auch als er vor zwei Jahren an der Tour de Suisse die angestrebte Top-Klassierung an der Tour de Suisse aus den Augen verloren hatte, setzte er am Schlusswochenende mit einem 3. Rang im Bergzeitfahren und dem Gewinn der Königsetappe in Andermatt zwei Glanzpunkte.

Viele sehen in ihm den nächsten Schweizer Gesamtsieger seit Fabian Cancellara im Jahr 2009. Hohe Erwartungshaltungen haben ihn in der Vergangenheit aber eher gebremst. Auf das Thema Druck angesprochen sagt Mäder: «Man darf Erwartungen haben, das spricht auch für meine Vergangenheit. Ich entwickle mich in eine gute, positive Richtung.»

Nun will er «Tag für Tag nehmen, es geniessen und aggressiv fahren. Wenn möglich, will ich einen 'abschiessen'.» Möglichkeiten dafür gibt es für den starken Kletterer mit den anstehenden Bergankünften in Villars-sur-Ollon (Dienstag), Leukerbad (Mittwoch) und bei der Königsetappe nach La Punt (Donnerstag) genug. Die Ausgangslage stimmt für Mäder: «Es ist immer schön, wenn man darf und nicht muss.»

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