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«Informationsfluss einzelner Gemeinden wird zum Rinnsal»

In der «Schreibstube» schreibt Redaktor Sergio Dudli über die mangelnde Kommunikation einiger Gemeindepräsidenten – und kramt dafür zwei Theorien aus seiner Studienzeit hervor.

Südostschweiz
26.03.17 - 20:47 Uhr
Kein Miteinander: Nicht immer funktioniert der Austausch zwischen Medien und Gemeinden. (Archivbild)
Kein Miteinander: Nicht immer funktioniert der Austausch zwischen Medien und Gemeinden. (Archivbild)

Sergio Dudli


Kennen Sie die Intereffikationsthese? Falls Sie nicht kürzlich ein journalistisches Studium abgeschlossen haben und etwas Theorie hängen geblieben ist, wohl kaum. Ich entführe Sie kurz in eine der Vorlesungen, die ich während meiner Studienzeit besuchte: Die Intereffikation besagt, dass öffentliche Institutionen von Medien abhängig sind. Grund: Sie brauchen die Medien, um ihre Informationen zu verbreiten. Ein Beispiel: Eine Gemeinde baut eine neue Turnhalle. Weil es eine ganz speziell tolle Turnhalle ist (und das ist es immer), werden die Informationen an die Medien gestreut. So weit, so gut.

Kommen wir zum Problem. Dieser Informationsfluss sollte eigentlich sprudeln wie eine Bergquelle. Doch die Quelle verkommt in einigen Gemeinden zu einem traurigen Rinnsal. Einige politische Oberhäupter entziehen sich vermehrt ihrer Aufgabe, den Medien Auskunft zu geben. Wieso? Da kommt eine zweite Theorie ins Spiel: die Determination. Diese These besagt unter anderem, dass immer mehr Institutionen ihre Informationen selber streuen können. Gemeindeblätter, soziale Netzwerke, Webseiten – hier können Gemeinden gezielt und subjektiv ihre Schwerpunkte setzen. Die unabhängigen Medien mit ihren lästigen Fragen werden ignoriert.

Dadurch entsteht eine gezielte Manipulation der Bürger. Gemeindepräsidenten, die so kommunizieren (oder eben nicht kommunizieren), erinnern in ihrem Vorgehen an namhafte Politiker aus undemokratischen Ländern. «Wieso sollte ich mit den Medien reden, wenn ich Informationen selber kommunizieren kann», fragen sich die Betroffenen. Ganz einfach: Das Volk hat ein Anrecht auf eine kritische und objektive Berichterstattung. Über kurz oder lang wird den Einwohnern auffallen, dass nicht alles so rosig ist, wie von ihren Präsidenten behauptet. Also, liebe Leser, wenn Sie das nächste Mal in einem Gemeindeblättchen lesen, wie toll die neue Turnhalle wird, denken Sie an diesen kleinen Theorieausflug.

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