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«Dank den Elterntaxis sieht man: Die Welt ist am Verblöden»

Schulleiter aus der Region wollen die Elterntaxis von den Schulhöfen verbannen. Grund: Werden die Kinder in die Schule chauffiert, schadet dies ihrer Entwicklung. Eine Mehrzahl der «Südostschweiz»-Leser teilt diese Meinung – es gibt aber auch negative Stimmen.

Südostschweiz
09.03.17 - 12:22 Uhr
Unterschiedliche Meinungen: Nicht alle finden die Elterntaxis eine gute Sache. (Bild: Makus Timo Rüegg)
Unterschiedliche Meinungen: Nicht alle finden die Elterntaxis eine gute Sache. (Bild: Makus Timo Rüegg)

von Sergio Dudli

Es ist ein Bild, welches man täglich beobachten kann: Kaum läutet die Schulglocke, rennen die Kinder raus auf die Strassen. Dort warten Mütter und Väter mit ihrem Familienkutschen auf ihre Sprösslinge, um sie sicher nach Hause zu fahren. Genau solchen Szenen wollen die Verantwortlichen von Schulen einen Riegel vorschieben. «Die Elterntaxis stehen jeweils halb in der Strasse. Das macht es schwer für andere Autofahrer, frühzeitig die Kinder zu erkennen, welche die Fahrbahn überqueren möchten», sagt beispielsweise Thomas Pedrazzoli vom Schulhaus Zentral Schmerikon. Und Josef Kofler, Kantonsrat der SP aus Uznach, ergänzt: «Die Kinder lernen auf dem Schulweg das richtige Verhalten im Strassenverkehr. Zudem fördert der Weg Sozialkompetenzen.»

«Früher sind wir auch gelaufen»

In Rapperswil-Jona läuft bereits ein Pilotprojekt, um den Taxis entgegenzuwirken. Ziel sei es gemäss Schulpräsident Thomas Rüegg, den Schulweg durch eine Umgestaltung erlebnisreicher und somit attraktiver für die Kinder zu machen. Wie dieser Schulweg aussehen soll, ist aber noch offen.

Schade, haben die Kinder nicht mehr die Freiheiten wie wir in den 70er- und 80er-Jahren.

Auf einer Umfrage auf der Homepage der «Südostschweiz» sprachen sich knapp 90 Prozent aller Teilnehmer dafür aus, dass die Kinder den Weg in die Schule zu Fuss angehen sollten. Auch auf der Facebook-Seite der «Südostschweiz» hinterfragen viele Personen die Elterntaxis. «Ich verstehe die Taxis nicht. Laufen ist doch gesund und der Schulweg ist immer ein Erlebnis und fördert die Kameradschaft», schreibt eine Frau. Ein weiterer Kommentarschreiber wirft einen Blick auf die eigene Schulzeit. «Wir mussten früher auch immer laufen und es hat nicht geschadet. Schade, dass die Kinder nicht mehr die Freiheiten haben wie wir in den 70er- und 80er-Jahren.» Von einem Facebook-Nutzer gab es deutliche Worte: «Anhand der Elterntaxis sieht man, dass die Welt am Verblöden ist.»

Kritik an den Fahrern der Taxis

In den Kommentaren gab es aber auch Kritik am Eingreifen der Schulen. «Wenn jemand sein Kind abholen will, soll er das machen. Da hat die Schulleitung nichts zu sagen – Punkt aus», heisst es beispielsweise. Diese Selbstbestimmung erscheint in mehreren Aussagen als Argument. «Wie meine Kinder zur Schule kommen, ist Privatsache und geht weder die Schulleitung noch sonst jemanden etwas an», schreibt eine Mutter von drei Kindern.

Wenn jemand sein Kind abholen will, soll er das tun. Da hat die Schulleitung nichts zu sagen.

Dem widersprechen allerdings zahlreiche Personen. «Die Leitung fühlt sich den Kindern verpflichtet. Das macht eine gute Schulleitung aus», ist einer der Kommentare. Ebenfalls kritisiert werden die Taxifahrer: «Mütter mit Kindern und ihren grossen Autos sind die rücksichtslosesten Autofahrer. Daher geht die Sicherheit der Kinder die Schulleitung sehr wohl etwas an.» Einige kritischen Stimmen gehen über die Schule hinaus. «Das Thema Taxis gilt nicht nur für die Schulen, sondern auch für den Sport. Dort werden Kinder bis zum Fussballplatz gefahren – und zwar jedes einzeln», schreibt eine Frau.

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