×

Wanderer gehen auf der Alp Kohlwald im Winter leer aus

Die Wirte des Lokals in Rieden dürfen im Winter keine Gäste bedienen – obwohl sie gerne würden. Eine Änderung fänden viele Ausflügler gut. Es gibt aber hohe rechtliche Hürden.

Südostschweiz
23.01.17 - 18:30 Uhr
Veto des Kantons: Der Parkplatz vor dem Kohlwald ist voll belegt – die Beiz bleibt aber zu. (Bild Markus Timo Rüegg)
Veto des Kantons: Der Parkplatz vor dem Kohlwald ist voll belegt – die Beiz bleibt aber zu. (Bild Markus Timo Rüegg)

Wenn wie am vergangenen Wochenende die Sonne scheint, ist auch im Winter viel los um die Alpwirtschaft Kohlwald in Rieden. Die Alpwirtschaft, die Andrea und Marius Kamer betreiben, bleibt von November bis Mai jedoch geschlossen. Die Pächterin würde die Alpwirtschaft zwar gerne auch im Winter aufmachen, darf das aber nicht. «Das ist vom Kanton so geregelt», sagt Kamer. Sie wundert sich, dass andere Alpwirtschaften auch in der kalten Jahreszeit Gäste bewirten dürfen. Auch die nahe gelegene Alpwirtschaft Wielesch muss im Winter schliessen.

Naturschutz setzt Grenzen

Die beiden Alpwirtschaften gehören der Ortsgemeinde Rieden. Zuständig ist dort Hans Steiner. «Die Wirtschaften liegen teils in Schutzwäldern mit Wildruhezonen. Dass sie im Winter geschlossen bleiben, ist auf kantonaler Ebene geregelt», sagt er. «Kohlwald und Wielesch liegen im Artenschutz-Kerngebiet», erklärt auch Gommiswalds Gemeindepräsident Peter Hüppi. Die Alpwirtschaften würden sich zudem in der Landwirtschaftszone befinden. «Eine nicht zonenkonforme Bewirtschaftung wird nur im Sommer toleriert», so Hüppi.

Wirtin Kamer bezweifelt, dass die Zuständigen in St. Gallen die Situation um ihre Alpwirtschaft überhaupt kennen. Hüppi weist den Vorwurf zurück: «Die wissen schon, was läuft. Es sind auch Vertreter aus der Region involviert und es haben Begehungen stattgefunden.» Es sei zwar im Sinne der Gemeinde, dass Alpwirtschaften gut geführt würden, es ziehe aber auch Verkehr an. Das Wild müsse im Winter aber Kraft sparen und dürfe nicht aufgeschreckt werden.

Kanton sieht rechtliche Schranken

«Ich kenne das Anliegen der Familie Kamer», sagt Jakob Ruckstuhl, Leiter des Bereichs Bauen ausserhalb Bauzonen beim Kanton St. Gallen. Den Interessen der Kamers stünden andere entgegen: «Die Alp liegt im Lebensraum-Kerngebiet, die Strasse dorthin führt entlang einer Wildruhezone.» Hinzu komme auch noch die Lage in der Landwirtschaftszone. Bei der Alp Wielesch sehe es noch schlechter aus. Die Gegend sei noch stärker geschützt und in der Umgebung niste das bedrohte Auerhuhn.

Eine knappe Stunde Fussmarsch von der Alpwirtschaft Kohlwald entfernt liegt das Bergrestaurant Tanzboden. Mancher mag sich wundern, aber es hat auch im Winter geöffnet. «Es liegt nicht im Schutzgebiet», sagt Gemeindepräsident Hüppi. Ruckstuhl vom Kanton ergänzt: «Da gibt es eine andere Ausgangslage. Der Tanzboden hat eine längere Geschichte und wurde nach anderen Kriterien bewilligt.» (sch)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR