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Nicht alle können auf den Winter warten

Wer glaubt, aufgrund des Schneemangels würden mehr Mountainbikes als Ski verkauft, liegt falsch. Ein Besuch bei Balzer Sport in Churwalden zeigt, wie sich der verspätete Winter auf die Sportgeschäfte auswirkt.

Südostschweiz
31.12.16 - 05:30 Uhr

Heute sei schon fast ein ruhiger Tag, sagt Andreas Balzer. «Gestern bildete sich die Warteschlange bis zur Tür.» Menschen in Skianzügen gekleidet und teilweise schon mit Helm auf dem Kopf betreten das Sportgeschäft Balzer in Churwalden und wollen nur eines: Möglichst schnell zu einem Paar Ski und Skischuhen kommen. Die Kunstschneepiste wartet schliesslich. Um 9.30 Uhr geht es schon zu und her wie in einem Bienenhaus. Andreas Balzer und sein Team liefern Ski und Schuhe fast im Akkord aus.
Vor dem Geschäft füllt sich der Parkplatz im Minutentakt, Autos mit Kennzeichen aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland fahren vor. Equipment wird ausgeladen und was noch fehlt wird im Sportgeschäft besorgt.

Pisten besser als im Vorjahr

«Die Gäste, die am frühen Morgen zu uns kommen, sind meistens Tagesgäste», sagt Balzer. «Die, die jetzt kommen, sind vor allem Familien, die einige Tage bleiben.» Was (fast) alle Kunden gemeinsam haben: Sie mieten die Ausrüstung. «Etwa 80 Prozent mieten sie, der Rest kauft.» Vom viel besagten Schneemangel spürt Balzer nicht viel. «Nein, gar nicht. Die Pisten sind im Vergleich zum Vorjahr sogar noch besser, da es kälter war und man beschneien konnte.» Und die Touristen seien hier – mit oder ohne Schnee. Und sie gehen auch auf die Pisten. «Wir Bündner haben den Luxus und können warten, bis es Schnee gibt», sagt er. «Wir müssen uns künftig wohl darauf einrichten, dass der richtige Winter wohl erst einen Monat später anfängt.»

Kaum gesagt, wird Balzer schon an der Kasse verlangt. Er verkauft einem Vater, der mit seinem kleinen Mädchen da ist, ein paar Handschuhe. «Einen schönen Tag, viel Spass und nicht vergessen: Gut eincremen!», gibt Balzer den beiden Kunden mit auf den Weg.

Überwindung für die Piste

In der Zwischenzeit ist Familie Neumann im Geschäft eingetroffen. «Unsere Tochter Deborah braucht eine Ausrüstung», sagt Mirjam Neumann, die Mutter, und hält nach ihren Kindern Ausschau. Die Neunjährige ist das jüngste von vier Kindern, und solange sie noch wächst, mieten ihre Eltern ihre Ausrüstung. «Heute gehen wir das erste Mal in dieser Saison auf die Piste», sagt Mirjam Neumann. «Aber es brauchte schon etwas Überwindung. Es sieht ja alles andere als einladend aus.» Seit 13 Jahren kommt die Familie aus Ehrendingen (Aargau) regelmässig nach Churwalden in die Ferien. An so wenig Schnee kann sich Mirjam Neumann aber nicht erinnern. «Wir freuen uns im Herbst jeweils schon auf den Winter», sagt sie. Und betont, wie schön es sei, dass alle ihre vier Kinder im Alter zwischen 9 und 16 Jahren noch mit zum Ski- und Snowboardfahren kommen.

Daniel Neumann hat es sich inzwischen mit den Kindern auf der Sitzbank bequem gemacht und Deborah probiert einen Skischuh an. Unter den wachsamen Augen ihrer Brüder und des Verkäufers Stefan Neff. Er passt auf Anhieb, obwohl sie sich eigentlich einen «schöneren Schuh» gewünscht hätte. Danach gehts weiter zu den Ski.

Ein Hoch auf die Maschine

Andreas Balzer ist kurz in der Werkstatt, wo die Skiservicemaschine auf Hochtouren läuft. «Gestern Abend führten wir bei 70 Paar Ski einen Service durch. Der Kunstschnee ist viel anspruchsvoller für den Ski und darum braucht er mehr Pflege», sagt er. Zum Glück gibt es heutzutage eine Maschine dafür.

Nach der ersten Januarwoche wird im Sportgeschäft wieder etwas Ruhe einkehren. In der letzten Januarwoche bis Ende Februar wird dann wieder viel los sein. «Dann, wenn die Sportferien beginnen. Und hoffentlich der richtige Schnee da sein wird», meint Balzer.

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