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Mit Trinkwasser in Indien Geld verdienen und Gutes tun

Sauberes Trinkwasser ist in grossen Teilen Indiens Mangelware. Hier will «Jivana Vitality» mit HSG-Know-how Abhilfe schaffen. Ein Rapperswiler greift dem Start-up bei der Expansion unter die Arme. 

Südostschweiz
13.12.16 - 11:00 Uhr

Geld verdienen und sozial sein – das widerspricht sich oft. Dass es auch anders geht, beweist eine Start-up-Firma namens «Jivana Vitality». Dahinter stehen vier ehemalige oder aktive Studenten der Hochschule St. Gallen (HSG), darunter Philipp Ladner aus Rapperswil-Jona. Sie haben aus einer Idee mit sozialem Hintergrund ein Geschäftsmodell gemacht.

Ihr Unternehmen bereitet Regen- und Grundwasser zu Trinkwasser auf und verkauft es in Teilen der Welt, wo der Zugang zu sauberem Wasser keine Selbstverständlichkeit ist. Sozial ist das Geschäft darum, weil sie den Preis von Supermarkt-Wasserflaschen bei Weitem unterbieten.

«Das Rad nicht neu erfunden»

Wasser aufbereiten – das klingt nicht gerade revolutionär. «Stimmt», sagt Ladner, «wir haben das Rad nicht neu erfunden.» Das sei aber auch gar nicht nötig gewesen: «Bessere Qualität als die Konkurrenz zu günstigeren Preisen – das ist es, was uns von ähnlichen Unternehmen abhebt.»

In Udaipur, einer Stadt von der Grösse Zürichs im indischen Wüstenstaat Rajasthan, ist sauberes Trinkwasser Mangelware. Hier setzt «Jivana Vitality» an. «Die Methode, mit der unsere Maschinen arbeiten, lässt sich einfach erklären», sagt Ladner: «Das schmutzige Wasser wird durch eine feine Membran gepresst und dadurch gereinigt.» Dann wird es in sterilisierte Kanister abgefüllt. «Das Sterilisieren der Kanister mit UV-Licht ist einer der Vorteile unseres Unternehmens. Das machen die anderen Wasseraufbereiter nicht.»

Das gereinigte Wasser verkaufen die Unternehmer anschliessend an ein breites Spektrum von Kunden: Familien, Läden, Schulen, Polizeireviere und diverse andere. «Wir können 20 Liter sauberes Trinkwasser zum gleichen Preis verkaufen, wie eine Flasche im Supermarkt kostet», sagt der Rapperswiler nicht ohne Stolz.

Seminararbeit am Anfang

Geboren wurde die Geschäftsidee mit einer Seminararbeit an der Hochschule St. Gallen. Der Unternehmensgründer Patrick Schlatter beschäftigte sich intensiv mit der Thematik.

Dann wagten die HSG-Studenten den grossen Schritt und reisten nach Indien. «Als Europäer in Indien eine Firma zu gründen, klingt einfacher, als es ist», sagt der dritte Geschäftspartner, Yves Suter. Bürokratie und unkooperative Behörden hätten ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt. «So hingen zum Beispiel Maschinen, die wir importieren wollten, bis zu drei Monaten am Zoll fest.»

Ein anderen Problem zeigte sich zu Beginn vor Ort: Die Arbeitsmoral der Arbeiter habe ihre Geduld immer wieder beansprucht: «Das Unternehmen ist darauf angewiesen, dass wir morgens pünktlich ausliefern können. Doch zu Beginn erschienen die Arbeiter, wann sie wollten.» Am ersten Arbeitstag sei der Erste eine halbe Stunde zu spät gekommen. «Und er war ziemlich stolz auf sich, dass er der Erste war», erinnert sich Suter.

Das habe sich dann aber schnell gebessert: «Die Angestellten auch von fairen Löhnen, die deutlich über dem Durchschnitt liegen.» Eine schöne Geschichte dazu: «Einer unserer Arbeiter musste jeden Tag eine halbe Stunde zu Fuss zur Anlage laufen.» Dank des guten Lohnes habe er sich jetzt ein Motorrad kaufen können.

Ladners Job bei «Jivana Vitality» ist hauptsächlich die Geldbeschaffung: «Wir haben eine Crowdfunding-Kampagne lanciert.» Das Ziel, bis übermorgen 30 000 Pfund aufzutreiben, haben sie vor wenigen Tagen erreicht. «Trotzdem sind wir weiterhin froh um Unterstützung, damit wir unser Projekt zügig vorantreiben können», sagt Ladner. (dgr)

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