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Die Projekte für den Rämel scheitern eins nach dem andern

Die Gasthöfe im Gebiet Rämel in Uetliburg stehen seit Jahren leer. Die dazugehörige Skiliftanlage wurde abmontiert und verkauft, die Restaurants aufgegeben. Versuche, den Rämel wieder zu beleben, scheitern an hohen behördlichen Hürden. Auch der Investor für das jüngste Projekt ist deshalb abgesprungen.

Südostschweiz
07.12.16 - 04:00 Uhr

Bis vor einigen Jahren war der Rämel in Uetliburg ob Gommiswald ein beliebtes Ausflugsziel für Familien, Schulklassen und Tagesausflügler. Ein Skilift, zwei Restaurants und die herrliche Aussicht bescherten den Besitzern im Winter regelmässig gute Besucherzahlen und Umsätze. Wegen des Klimawandels fiel jedoch immer weniger Schnee, was schliesslich zum Aus führte: Vor gut dreieinhalb Jahren wurden die Skilifte abmontiert und nach Tschechien verkauft.

Remax will Objekt verkaufen

Die beiden Gasthöfe «Rämel» und «Wurstkessel» stehen seither leer und verfallen auf dem mehr als zweieinhalb Hektar grossen Land. Beides gehört der Firma Rämel Immobilien AG. Sie hat den Immobilienvermittler Remax mit dem Verkauf des Objekts beauftragt. 

«Wir haben immer wieder Interessenten und Anfragen für den Rämel», sagt Dieter Koller von Remax. «Aber leider auch immer wieder Absagen.» Auch das jüngste Projekt eines Investors sei bereits wieder vom Tisch. Geplant waren ein Um- oder Neubau für Seminare, Firmenanlässe oder Hochzeiten und ein Ausflugsrestaurant. Der Interessent sei aber mittlerweile wieder abgesprungen.

Investor müsste Häuser abreissen

Wie der Gommiswalder Gemeindepräsident Peter Hüppi sagt, liegt das Gebiet in der Landwirtschaftszone: «Das erschwert die Aufgabe für einen Investor zusätzlich, weil bauliche Massnahmen vom Kanton abgesegnet werden müssen.» Das führt zu längeren Fristen und mehr Aufwand.

Laut Immobilienexperte Koller «wiegt dieser Nachteil schwer». Und es ist nicht der einzige: Um in den Rämel zu kommen, muss man durch das ganze Quartier Uetliburg fahren. Es ist die einzige Zugangsstrasse, der Mehrverkehr würde also direkt durchs Quartier geführt. «Das würde bestimmt viele Einsprecher auf den Plan rufen», ist Koller überzeugt.

Ausserdem handelt es sich bei der Zufahrtsstrasse lediglich um eine Strasse dritter Klasse – für Lastwagen oder viel Verkehr ist sie deutlich zu schmal.

«Das Bauamt hat signalisiert, dass diese Strasse je nach Konzept ausgebaut würde», sagt Koller. Was «je nach Konzept» genau heisst, und wer die Kosten für eine solche Sanierung übernehmen müsste, ist unklar. Koller moniert auch, dass die Gemeinde ein Fahrverbot eingeführt hat: «Früher war die Strasse noch befahrbar, die Gemeinde könnte das Schild einfach wieder abmontieren», sagt er. 

Gemeindepräsident Hüppi widerspricht: Die Barütistrasse, welche zum Rämel führt, diene auch als Forststrasse und sei vom Kanton mitfinanziert worden. «Diese Mitfinanzierung wurde mit der Bedingung auferlegt, ein Fahrverbot zu erlassen.» Eine Aufhebung des Fahrverbotes könne geprüft werden, wenn eine konkrete Nutzung des Rämelgebietes bekannt sei. «Die Aufhebung des Fahrverbotes müsste durch die Kantonspolizei bewilligt und öffentlich aufgelegt werden», sagt Hüppi.

«Neubau müsste allen nützen»

Dass das auf potenzielle Investoren abschreckend wirkt, ist ihm bewusst: «Der Rämel liegt in der Peripherie, ist zurzeit nur mit Einschränkungen erschlossen, dazu kommt die Landwirtschaftszone – das macht es für Investoren nicht ganz einfach.» Sobald aber ein konkretes Projekt da sei, biete die Gemeinde bei der Umsetzung Hand: «Dann könnte man schauen, was sich bezüglich der Erschliessung machen lässt.»

Doch der Anstoss zur Wiederbelebung des Rämels könne nicht von der Gemeinde kommen: «Es muss zuerst ein konkretes und gut durchdachtes Projekt da sein.» Das wiederum ist laut Koller wegen der Auflagen schwierig: «Die Bemühungen scheitern stets an den hohen Auflagen von Kanton und Gemeinde», sagt Koller.

Baldiger Kauf zeichnet sich nicht ab

«Meiner Meinung nach müsste ein neues Konzept für den Rämel allen Betroffenen dienen, damit es eine Chance hat», sagt Koller. «Anwohner, Gemeinde und Kanton müssten ein entsprechendes Projekt gutheissen. Sie alle zufriedenzustellen, dürfte mit einem rein profitorientierten Projekt schwierig werden.»

Den Verkaufspreis möchte Remax nicht in der Zeitung lesen. Fachleute bezweifeln aber nicht zuletzt auch aufgrund des Preises, dass das Objekt bald verkauft werden kann: «Dafür ist es mit zu vielen Unsicherheiten behaftet», sagt ein Immobilienexperte aus der Region, der nicht genannt werden möchte. Ein allfälliger Investor würde sich wohl zuerst das Vorkaufsrecht sichern.

Danach müsste er sein Konzept bei der Gemeinde einreichen und vom Gemeinderat begutachten lassen. Auch der Kanton müsste dem Konzept zustimmen, bevor daran gedacht werden könnte, das Objekt definitiv zu kaufen, sagt der Experte: «Insofern dürfte es wohl noch eine Weile dauern, bis im Rämel die Bagger auffahren und mit der Neugestaltung des Gebiets begonnen wird.»

Bei der Firma Rämel Immobilien AG wollte sich auf Anfrage niemand zum Verkauf äussern. Für den befragten Immobilienfachmann ist klar: «Der Rämel wird kaum je ein gewinnbringendes Renditeobjekt sein.» Wahrscheinlicher sei, dass an einen Mäzen verkauft wird, der aus Lust an der Sache ein Projekt startet. Doch auch ein solcher scheint zurzeit nicht in Sicht. (dgr)

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