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Kräftiger Abgang: Der schöne Herbst rettet die Weinsaison

Die Weinliebhaber dürfen sich freuen: Der sonnige Spätsommer und der trockene Herbst liessen die Trauben optimal Reifen. Dadurch entstanden trotz zahlreicher Kälteperioden im Verlauf des Jahres und eingeschleppter Schädlinge frische Weissweine und kräftige Rotweine.

Südostschweiz
25.11.16 - 18:00 Uhr

Ein verregneter Frühsommer und ein Schädling aus dem Fernen Osten – die Weintrauben hatten es in diesem Jahr nicht immer leicht. Vor allem die Monate Mai und Juni setzten den Reben zu. Grund: In diesen beiden Monaten fiel rund das Eineinhalbfache der normalen Regenmenge. Zum damaligen Zeitpunkt sah es für den aktuellen Jahrgang alles andere als vielversprechend aus.

Dabei hatte das Jahr sehr gut angefangen. «Der Winter war zum dritten Mal in Folge deutlich wärmer als normal. Das fördert die Holzreife», erklärt Markus Hardegger von der Fachstelle Weinbau des Landwirtschaftlichen Zentrums St. Gallen. Unter Holzreife verstehen die Winzer die Entwicklung eines kräftigen Stammes sowie die Bildung von Winterknospen. Je wärmer der Winter, desto höher die Frostfestigkeit bei Minustemperaturen.

Regen fördert Pilzkrankheiten

Die starken Föhnströmungen anfangs April liessen die Blattspitzen aus den Winterknospen dringen – das erste Anzeichen für die Blütezeit. In der Folge litten die Reben unter den bereits erwähnten regnerischen Monaten. Zumal die nassen Witterungsverhältnisse noch eine weitere Gefahr mit sich brachten. «Das feuchte Wetter fördert Pilzkrankheiten. Das zehrt an den Nerven der Winzer, weil sie Schutzmassnahmen aufgrund der nassen Böden nicht zum optimalen Zeitpunkt ergreifen können», so Hardegger.

Das regnerische Wetter sorgte letztlich dafür, dass die Reben nur noch wenige Beeren trugen und sich die Blütezeit um rund zwei Wochen nach hinten verschob. Mitte Juni war es aber doch so weit und die Reben blühten auf. «Der warme Juli beschleunigte die Reife und schon ab dem 10. August waren erste Beeren zu sehen», erklärt Hardegger.

Der Feind aus dem Nahen Osten

In diesem Jahr ebenfalls ein Problem war die Kirschessigfliege – ein aus dem Fernen Osten eingeschleppter Schädling. Dieses Insekt verursacht grosse Schäden und kann zur Plage werden. «Dank aufgestellten Fallen und weiteren Schutzmassnahmen kamen die Winzer grösstenteils ohne herbere Verluste durch», sagt Hardegger.

Trotzdem hatten die Weinbauern aus der Region mit dem Einwanderer zu kämpfen. Fredi Clerc bewirtschaftet die Reben im Uzner Klostergarten am St. Otmarsberg. Er sagt: «Die war überall im Sommer. Wir sind aber glimpflich davongekommen. Die Verluste durch die Fäulnis wegen des Regens waren ärgerlicher.» Clerc blieb aber entspannt. Er meint, dass solche Launen der Natur stets Faktoren seien, die das Ergebnis der Weinlese beeinflussen können.

Der goldene Herbst

Dank den guten Verhältnissen in den vergangenen Wochen endete die Saison für die Winzer versöhnlich.«Der schöne und warme Herbst war für die reifenden Trauben ein grosser Segen», sagt Hardegger. Bei der weissen Hauptsorte, dem Müller-Thurgau, liegt die Erntemenge letztlich leicht über dem Durchschnitt. Beim Blauburgunder, der beliebtesten Sorte für Rotwein, liegt der Ertrag hingegen rund zehn Prozent unter dem langjährigen Mittel.

Die Jungweine reifen nun in rund 20 Weinkeller im Kanton St. Gallen. «Die Weissweine zeigen sich von der frischen Seite. Die roten werden wohl gehaltvoll und kräftig», erklärt Hardegger.

Grund zur Freude gibt es übrigens für das Weingut Höcklistein in Rapperswil-Jona. Das Gut gewann an den diesjährigen Weinprämierungen eine Goldmedaille für ihren Pinot Noir mit Jahrgang 2012. (due)

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