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Jonerin schneidert Unterwäsche für Brustkrebs-Patientinnen

Seit einem Jahr näht Manuela Parkel in Jona Dessous für Frauen, die Besonderes möchten oder Besonderes brauchen – zum Beispiel nach einer Operation. Die Jungunternehmerin bringt viel eigene Erfahrung in dieses feinfühlige Business.

Südostschweiz
05.11.16 - 18:00 Uhr

Hauchdünne Stoffe, zarte St. Galler Stickereien, feinster Tüll – im Atelier von Manuela Parkel sieht es verführerisch aus. Eine Augenweide für Frauen, die gerne zarte Stoffe auf ihrer Haut spüren. Aber nicht immer sind die Umstände für massgeschneiderte Dessous geplant. «Viele meiner Kundinnen kommen nach einer Brustoperation zu mir», erklärt Manuela Parkel.

Viele Jahre arbeitete sie als Medizinische Praxisassistentin und sammelte dabei ein grosses medizinisches Wissen. Vor vier Jahren erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Nach mehreren Operationen und einem anstrengenden Weg durch Höhen und Tiefen musste sie sich, wie viele Frauen, die ein ähnliches Schicksal erleiden, mit ihrer neuen Figur auseinandersetzen. «Das heisst einerseits die Veränderung akzeptieren und gleichzeitig das Beste daraus machen.» Ihr Leben habe sich stark verändert. Heute steht sie zu sich und hat ihren Körper besser kennengelernt.

Schmerzende Narben

Nachdem ihre Operationswunden verheilt waren, stellte sie fest, dass ihre BHs nicht mehr passten, auf den verschiedenen Narben schmerzhaft drückten. «Ich machte mich im Internet auf die Suche nach jemandem, der passende Dessous herstellt.» Das Ergebnis war ernüchternd: Ein einziges Atelier nähte auf Bestellung – und das war in Basel.

Damit war ihr Entschluss gefasst, sie begann selber zu nähen. Als Einstieg absolvierte sie einen Intensivkurs an der Dessous-Akademie in Mainz. Zusätzlich machte sie während eines halben Jahres ein Praktikum beim Dessous-Label Lyn-Lingerie und machte praktische Erfahrungen in Schnitt- und Nähtechniken.

Stich für Stich

In der Zwischenzeit hat die «Loft Lingerie» der Jonerin bereits eine kleine Stammkundschaft, die sich einfach etwas Spezielles gönnt. Aber auch operierte Frauen finden den Weg zu ihr und lassen sich einen BH nach Mass schneidern. Ihre eigene Geschichte, das Wissen um die schwierige Situation, die schmerzhaften Narben und ihre einfühlsame Art bringen es mit sich, dass sich ihre Kundinnen aufgehoben und verstanden fühlen.

In einer ersten Sitzung bespricht Manuela Parkel mit ihrer Kundin, wie der BH aussehen soll, welche Probleme vorhanden sind. «Der erste Schritt zum richtigen BH ist der richtige Bügel», erklärt Manuela Parkel. Danach werden Cup-Grösse und der Schnitt bestimmt. Und ganz zum Schluss wählt die Kundin die Materialien aus. «Ich biete vorwiegend Stoffe aus der Schweiz, Italien und Frankreich an. Und die Stickereien sind aus St. Gallen.»

Im Angebot von Manuela Parkel sind auch BHs für Frauen mit Brustprothesen. «Diese erfordern nochmals andere Schnitte und Techniken.» Neben den zarten, hübschen BHs näht die Unternehmerin von Loft-Dessous auch die passenden Slips. «Auch hier ist jedes Stück eine Einzelanfertigung, die ich speziell für die Kundin nähe.»

Auf der Liste der Krebsliga

Damit es Frauen nach Brustoperationen und solchen mit nicht ganz einfachen Figuren nicht so ergeht wir ihr, arbeitet Manuela Parkel mit dem Brustzentrum Seefeld in Zürich zusammen, und die Krebsliga hat ihr Unternehmen in die Liste ihrer Dienstleister aufgenommen.

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