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Ende des Gratissäckli finden die Kunden sackstark

Das Ende der kostenlosen Plastiksäckli nimmt seinen Lauf: In allen Migros-Filialen kosten die Säckchen seit gestern fünf Rappen. Coop will bis im Frühjahr nachziehen. Die Konsumenten im Linthgebiet zeigen grösstenteils Verständnis für die Preiserhöhung.

Südostschweiz
02.11.16 - 11:00 Uhr

Ein kleiner Abstecher zum Lebensmittelhändler seines Vertrauens. Für die paar Kleinigkeiten, die auf dem Einkaufszettel stehen, lohnt sich das Mitschleppen einer Einkaufstasche nicht. Die Lösung: das kostenlose Plastiksäckli an der Kasse. Zu Hause wird das Säckchen – sofern es nicht mitten auf dem Heimweg gerissen ist und sich die Einkäufe quer auf der Strasse verteilt haben – nach getanem Dienst in den Abfalleimer geworfen.

Seit dem 1. November wird sich ein kleines Detail an dieser Alltagsgeschichte ändern. Das Säckchen wird immer noch gelegentlich für Fluchtiraden sorgen, wenn es die Zerreissprobe nicht besteht. Es wird auch weiterhin dafür sorgen, dass die Kunden für einen kleineren Einkauf keine grössere Tüte kaufen müssen. Aber seit gestern kostet das Plastiksäckli fünf Rappen – zumindest bei der Migros. Ab kommendem Frühjahr zieht auch Coop nach. Die neuen Säckchen sind aus 100 Prozent recycelbarem Plastik und können direkt an der Kasse bezogen werden.

Kleine Schritte zum Ziel

Bei den Konsumenten im Linthgebiet löst diese Neuerung bei der Mehrheit ein positives Echo aus. «Es ist nur ein kleiner Betrag, aber so wird den Menschen wieder bewusst, wie schädlich Plastik für die Umwelt ist», sagt Franz Ehrensperger aus Uznach.

Auch Rita Oberholzer aus Schänis lobt die Detailhändler: «Zurzeit nimmt jeder für seine zwei Sachen einen Plastiksack. Das wird sich hoffentlich ändern – auch wenn sie jetzt recycelbar sind.»

Einige Personen fordern sogar noch mehr: Die fünf Rappen seien zu wenig, um den Verbrauch längerfristig zu reduzieren. Zu ihnen gehört auch Rita Fäh. «Den Betrag finde ich etwas zu wenig hoch. Die Menschen dürften ruhig noch etwas tiefer in die Tasche greifen», so die Uznerin. Dennoch sieht sie den Stein durch die Preiserhöhung ins Rollen gebracht: «Es braucht kleine Schritte, um unsere Nachwelt etwas umweltfreundlicher zu machen.»

90 Prozent weniger Plastiksäcke

Dem Vorwurf, dass fünf Rappen zu wenig seien, widerspricht die Migros. Seit drei Jahren laufe in einer Filiale im Kanton Waadt ein Pilotversuch. «Die Preiserhöhung sorgte dort für einen Rückgang der Plastiksäckchen um etwa 90 Prozent», sagt Migros-Mediensprecher Luzi Weber.

Auch bei Coop gibt es vergleichbare Zahlen. Ob die Kunden nur wegen des Preises nicht mehr zu einem Plastiksack greifen oder weil sie ihn nun explizit an der Kasse verlangen müssen, wissen die Detailhändler nicht. Doch nicht alle Menschen glauben den Detailhändlern die Geschichte mit dem guten Willen zugunsten der Umwelt. «Der Natur helfen die fünf Rappen nicht. Das Geld hilft höchstens den Unternehmen – und zwar finanziell», sagt eine kritische Stimme, die anonym bleiben möchte.

Die Detailhändler weisen Vorwürfe solcher Art zurück. Bei Coop beispielsweise fliesst das, was nach Abzug der Selbstkosten von den fünf Rappen übrig ist, in einen Fonds. «Damit fördern wird nachhaltige und innovative Projekte», sagt Gander. Als langfristiges Ziel nennen die Detailhändler das Reduzieren des Plastikverbrauchs und die Förderung von Mehrwegtaschen. Letzteres halten auch die Leute aus dem Linthgebiet für die beste Lösung. «Die sind billig und überstehen viele Einkäufe», sagt Ehrensperger. Das einfachste Transportmittel hat wohl Rita Oberholzer: «Ich habe so ein kleines Wägeli. Das ist sehr bequem, weil ich keine Tasche tragen muss und ich es immer wieder benutzen kann.»

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