×

Vandalenakt entpuppt sich als Sexunfall

In Rapperswil-Jona stehen 36 Kulturstelen mit Informationen zu ihren Standorten. Jüngst wurde wieder eine beschädigt – für einmal unabsichtlich.

Südostschweiz
18.10.16 - 12:14 Uhr

Tatort Kloster Wurmsbach. Die Kulturstele bei der Klostereinfahrt ist aus der Verankerung gerissen und steht schief, breite Risse durchziehen das dicke Verbundglas. Daneben steht Peter Röllin, Kulturwissenschaftler und Publizist. Er initiierte vor Jahren die Platzierung von 36 solcher Stelen in Jona und Rapperswil.

Bei der gestrigen Besichtigung ist er ratlos; wer oder was könnte «seine» Stele mit derartiger Wucht zerdeppert haben? «Das muss ein Traktor oder ein anderes grosses Fahrzeug gewesen sein», denkt er laut nach. «Jedenfalls sieht es nicht nach einem Vandalenakt aus.»

Schüsse aufs Glas

Röllin erinnert sich an Vorkommnisse, bei denen Kulturstelen an anderen Orten mutwillig beschädigt wurden: «Bei dem Weiher vor der ehemaligen Spinnerei Braendlin hat jemand sogar auf die Kulturstele geschossen.» Eine andere Stele bei der Feuerstelle Höcklistein sei schon ein paar Monate nachdem sie 2005 aufgestellt wurde, übel zugerichtet worden. Damals habe man beschlossen, diese nicht zu reparieren, sondern zu entfernen. «Der Standort war uns wegen nächtlicher Vandalen einfach zu unsicher.»

Während Röllin die Beschädigung akribisch wie ein Kommissar untersucht, fährt ein Traktor immer näher. Schliesslich hält dessen Fahrer an. Man begrüsst sich. Röllin gibt sich als Schöpfer des lädierten Denkmals zu erkennen.

Ob er etwas zur Beschädigung sagen könne, fragt er den Bauern. Das könne er tatsächlich, gibt der Angesprochene zurück. «Es war vor zwei, drei Wochen, als ich meine Kühe vom nahen Feld durch diesen Weg führte. Genau hier ist mein Stier einer Kuh aufgesprungen.» Beim anschliessenden Akt habe der Stier mit seinen Vorderhufen die Stele zerbrochen und aus der Fassung gerissen.

Erleichtert und belustigt

Der Stierbesitzer bedauert den Schaden, beteuert, ihn demnächst zu melden. Röllin hört amüsiert zu. Sein Grinsen wird breiter und breiter. Ja, er sei erleichtert, dass die Beschädigung für einmal nicht durch Vandalen, sondern durch einen brünstigen Stier geschehen sei, sagt er. «Da sieht man, was Kultur alles auslösen kann.»

Dass die Kulturstelen öfters durch Vandalenakte beschädigt werden, weiss auch Stadtingenieur Josef Lacher. «Etwa einmal im Jahr müssen wir eine beschädigte Kulturstele reparieren», so Lacher. Wobei das keine einfache oder billige Sache ist. Die zwei neun Millimeter dicken Verbundglas-Scheiben kosten zusammen 2000 Franken, die dazwischen liegende Folie mit Bildern und Beschriftung gar 3000 Franken. Hinzu kommen noch 500 Franken für die Arbeit. Macht gesamthaft 5500 Franken.

Aufwendige Reparatur

Auch beim Curtiberg in Wagen wurde eine Stele beschädigt. Wobei Lacher vermutet, dass hier jemand einen Stein geworfen hat. «Glas im öffentlichen Raum ist immer heikel», sagt Lacher. «Das zieht Vandalen an. Hinsichtlich der Stabilität der Doppelscheiben haben wir das Optimum verbaut.»

Dank verstärkter Polizeipräsenz hätten Beschädigungen im öffentlichen Raum nicht zugenommen, sagt Lacher. Stiere kümmert das eher nicht. (js)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR