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Experte gibt Solarprojekt am Walensee kaum Chancen

Zu hohe Investitionskosten, überflüssig und kaum realisierbar: Für den Journalisten und Energieexperten Hanspeter Guggenbühl ist die geplante Fotovoltaikanlage am Walensee so gut wie gestorben. Das sehen die Betreiber freilich anders.

Südostschweiz
16.10.16 - 04:00 Uhr

Im stillgelegten Steinbruch Schnür am Walensee soll in Zukunft Solarstrom produziert werden: Seit Januar 2015 laufen Testmessungen, um zu ermitteln, ob eine Fotovoltaikanlage dort wirtschaftlich sinnvoll betrieben werden könnte. Einen ersten Dämpfer musste das Projekt allerdings bereits erfahren: Der erhoffte positive Effekt auf die Energiegewinnung durch die Spiegelung des Sonnenlichts im Walensee blieb aus.

Nun äussert sich auch ein Experte negativ zum geplanten Vorhaben. Hanspeter Guggenbühl ist Journalist und Autor eines Buches zur Energiewende. Er sagt: «Das Solarprojekt am Walensee wird mit grosser Wahrscheinlichkeit nie realisiert.» 

Mehrere Kritikpunkte am Projekt

Und dafür nennt er diverse Gründe: «Solarpanels an einer bröckelnden Felswand zu montieren ist schwierig. Um Schäden durch Steinschläge zu vermeiden, braucht es aufwendige Sicherheitsvorkehrungen.» Ein weiterer Kritikpunkt sind die Kosten in Höhe von 30 Millionen Franken, die laut Guggenbühl «viel zu hoch» seien.

Ausserdem liege das Projekt am Walensee in einem Gebiet, das im Bundesinventar der Landschaften mit nationaler Bedeutung aufgeführt sei. «Umweltverbände könnten das Projekt bekämpfen – das generiert Verzögerungen und Mehrkosten», glaubt Guggenbühl. All diese Hindernisse, Kosten und Schwierigkeiten veranlassen Guggenbühl zu folgender Aussage: «Das Solarprojekt wird mit einer Wahrscheinlichkeit von hundert zu eins nie realisiert werden.»

Betreiber wollen abwarten

Betreiber des Solarprojekts sind die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK) und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Sie weisen die Kritikpunkte von Guggenbühl zurück. EKZ-Sprecher Noël Graber: «Die Panels beispielsweise würden nicht direkt an der Felswand, sondern in einiger Entfernung montiert. Das verhindert Steinschlagschäden und senkt die Baukosten.»

Die Kosten kommentiert Graber wie folgt: «Die erwähnten 30 Millionen Franken wurden in der Projektstudie 2012 ermittelt. Sollten die Voraussetzung für den Bau gegeben sein, müsste die wirtschaftliche Machbarkeit neu berechnet werden.» Eine Prognose bezüglich der Realisierbarkeit will die EKZ «angesichts der vielen Unbekannt» nicht abgeben. Zuversicht klingt anders.

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