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Er weiss, wo sich Hirsche gerne aufhalten

Auf einer Waldlichtung, umgeben von Jungwuchs und Dickicht – da fühlt sich der Rothirsch wohl. Jäger Andreas Jud aus Schänis kennt alle Stellen seines Reviers, an denen die Hirsche gerne verweilen.

Südostschweiz
14.10.16 - 12:00 Uhr

In erster Linie müsse es ruhig sein, verrät Andreas Jud, Jäger vom Revier Schäniserberg. Bei zu viel Lärm würden die scheuen Hirsche für mehrere Wochen nicht mehr auftauchen. Mit ihren beeindruckenden Geweihen sind die Hirsche der Inbegriff für Laien, wenn sie an die Jagd denken. Dabei komme es manchmal zu Verwechslungen. Denn es kreise der Irrglaube, dass der Hirsch die männliche Version des Rehs sei. Jud schmunzelt. «Dabei sind Hirsche eine eigene Gattung.»

Eine Möglichkeit, sie zu bejagen, ist die in der Gruppe stattfindende Drückjagd. Jud ist als Jagdleiter für deren Organisation zuständig. Im Voraus werde abgemacht, wer wo ansitze und auf Beute warte. Jemand aus der Jagdgruppe scheuche dann die Hirsche aus ihren Verstecken. Dafür seien gute Revierkenntnisse notwendig. Wachsam sein, Spuren lesen und richtig interpretieren, das sei das A und O eines guten Jägers. Kaum gesagt, hält der Jäger inne, schaut auf den Boden und bestätigt: «Hier sind Hirsche durchgekommen.» Es sei aber längere Zeit her, die Trockenheit des Trittsiegels verrate ihm das.

Nur noch Zacken gesehen

Das Revier an der Federi ist steil und unzugänglich. Stark abfallende Felswände trennen die Waldstreifen, Bäche fressen sich durch die Nagelfluh. Für Jud bedeutet ein Aufenthalt in dieser rauen Schönheit Erholung pur. Noch nicht einmal 30 Jahre alt, zählt er zwar zu den jüngeren Jägern, einen Namen hat er sich aber längst gemacht. Seine Jagdprüfung kaum bestanden, erlegte er einen Prachtkerl von einem Hirsch.

Er sei auf der Pirsch gesessen und habe kurz davor eine Hirschkuh geschossen. Da sei plötzlich aus dem Dickicht ein Stier mit einem gewaltigen Geweih aufgetaucht. «Ich habe nur noch Zacken gesehen», schwärmt Jud mit leuchtenden Augen, und es wird klar, was genau der Ausdruck Jägerlatein bedeutet. Nebst den üblichen Sprossen am Geweih und der Krone hätten sich weitere Gabelungen dazugesellt. Schliesslich stellte sich heraus, dass der damalige Neuling einen 16-Ender erlegt hatte. Viele Jäger würden ein Leben lang von so einem Tier träumen. Jud ist sich bewusst, dass sich so ein Glück in seiner Karriere kaum ein zweites Mal zu ihm gesellen wird.

Doch das ist für ihn nebensächlich. Er sei kein Trophäensammler. Seine Mission ist das Regulieren des Wildbestandes. Im Revier Schäniserberg achten die Jäger darauf, dass möglichst jedes geschossene Tier auch verwertet wird. Für Jud käme es darum nie infrage, Hirschstiere während der Brunft zu schiessen, da das Fleisch in dieser Zeit ungeniessbar sei. 

Kontrolle muss sein

Über 80 Hirsche leben in der Region See und Gaster. Jeweils im Frühjahr machen die Jäger eine Nachttaxation – eine Zählung. So könne der Bestand einigermassen bestimmt werden. Anhand dieser Zahl und Einberechnung einer Dunkelziffer wird dann der Abschuss festgelegt. Überwacht werde das Ganze vom Hegeobmann. Im Linthgebiet sei dafür Franz Thoma aus Amden zuständig. Ihm meldet auch Jud, wenn er einen Hirsch erlegt hat.

Mühe, ein Tier zu schiessen, hat der begeisterte Jäger nicht. «Nur, wenn ich zu lange warte und ihm zuschaue, wie es spielerisch über die Wiese hüpft oder genüsslich Blätter knabbert, dann wird es schwierig», sagt er nachdenklich

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