×

Einst diente das Jagdhorn der Verständigung

Die Jagdhorngruppe Speer ist im Linthgebiet aktiv. Nebst jagdlichen Anlässen umrahmen die Bläser auch Veranstaltungen musikalisch und spielen auf Beerdigungen von Kollegen.

Südostschweiz
12.10.16 - 10:02 Uhr

Von Weitem sind sie zu hören – die Jagdhörner. Ihr Klang schallt durch die Wälder und lässt das Herz eines jeden Jagdfreundes höher schlagen. Ruedi Jäger ist Obmann der Jagdhornbläsergruppe Speer und kennt sich mit der Geschichte dieser Instrumente bestens aus. Bei Gesellschaftsjagden seien seit Jahrhunderten die Hörner für die Verständigung unter Jägern und Treibern notwendig gewesen, erzählt Jäger. Im Voraus vereinbarte Töne hätten die Jäger wissen lassen, was für ein Tier erlegt wurde. «Schliesslich gab es damals noch keine Handys», ist die simple Erklärung dazu.

Klangvolle Musikstücke

Beim Stöbern im Notenarchiv erstaunen vor allem die Titel der einzelnen Musikstücke. Nebst einem für jedermann nachvollziehbaren «Waidmannsheil» finden sich darunter auch ein «Fuchs tot» oder ein «Gams tot». Diese Melodien würden am Ende einer Treibjagd gespielt. Auf traditionelle Weise werde nach Beendigung des offiziellen Jagens mit dem erlegten Wild eine sogenannte Strecke gelegt. Die Tiere würden dabei, nach ihrer Zugehörigkeit sortiert, auf dem Waldboden ausgebreitet und mit Reisig umrahmt. Nun folge das Verblasen der Wildtierarten – das Spielen eines Liedes zu Ehren der erlegten Tiere. So wolle es die Tradition.

Die letzte Ehre erweisen

Natürlich werde die Treibjagd dem Brauch entsprechend zusätzlich musikalisch eröffnet und umrahmt. Drei der zwölf Mitglieder der Jagdhornbläsergruppe Speer jagen zusammen mit ihrem Bläserobmann im selben Revier. Aber auch die anderen Musikanten seien aktive Jäger in der Region See und Gaster. Diese Bedingung müsse erfüllt sein, um den Jagdbläsern Speer beitreten zu können.

Geübt wird zweimal pro Monat. Gehe es auf einen Auftritt zu, intensivierten sich die Proben. Vor allem im Herbst herrsche für die Jagdbläser Hochkonjunktur. Da gebe es hier ein Ständchen in einem Restaurant und dort einen Gottesdienst, der musikalisch umrahmt werden soll. Bei Beerdigungen würden sie alten Jagdkameraden die letzte Ehre am Grab erweisen und ihnen ein «Auf Wiedersehen» und ein «Jagd vorbei» nach traditioneller Weise spielen.

Trainierte Lippenmuskulatur

Ruedi Jäger ist im Besitz verschiedener Jagdhörner. Die seien allesamt in «b» gestimmt. Je grösser die Bauart ist, umso tiefer erklingen sie. Bei den kleineren Hörnern sei der Ansatz anspruchsvoller, eine trainierte Lippenmuskulatur von Vorteil. Für Ruedi Jäger ist klar: «Die Jagd bedeutet mehr als nur Tiere erlegen.»

Auch Musik und Brauchtum seien ein fester Bestandteil davon. So werden, dank dem Einsatz einiger musikalisch begabter Jäger, auch künftig da und dort Klänge von Jagdhörnern aus den Wäldern des Linthgebiets zu hören sein.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR