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Hightech-Rollstuhl aus Rapperswil holt Gold

Grosser Triumph am Cybathlon: Beim Wettkampf der Hilfsmittel für Menschen mit körperlichen Behinderungen gewinnt die Hochschule für Technik Rapperswil Gold.

Südostschweiz
11.10.16 - 07:42 Uhr

Der grosse Final in der Disziplin der Rollstuhlfahrer. Florian Hauser lenkt als Pilot den Stuhl von der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR). Vor dem letzten von sechs Hindernisssen – einer Treppe – liegt er auf Platz zwei. «Da sagte ich mir, dass wir den Sieg holen – auch wenn der Rollstuhl dabei kaputt geht», sagt Hauser. Der Rollstuhl übersteht die drei Stufen nach oben und wieder nach unten in der Folge schadlos. Im Ziel liegt der 27-Jährige fünf Sekunden vor seiner Konkurrentin aus Hongkong – die Goldmedaille ist Tatsache.

Training mit dem Megafon

Der Sieg am ersten Cybathlon ist auch für Christian Bermes eine grosse Erleichterung. Der HSR-Professor hatte erst vor einem Jahr die Idee, am Wettbewerb teilzunehmen. «Wir haben zehn Monate hart gearbeitet. Ich verspüre ein tiefes Glücksgefühl», sagt Bermes.

In den vergangenen Wochen hatten sich Bermes und sein Team akribisch auf den Wettkampf vorbereitet. «Ich habe beispielsweise mit einem Megafon den Moderator in der Halle simuliert», so der Professor für Maschinentechnik. Diese und weitere Massnahmen scheinen gewirkt zu haben, denn Hauser liess sich im ausverkauften Eishockeystadion in Kloten nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil: «Die vielen Zuschauer gaben mir einen Kick.»

Ein Blick in die Zukunft

Beim ersten Cybathlon, der von der ETH Zürich organsiert wurde, nahmen 66 Teams aus 25 Ländern teil. Armprothesen, Gedankensteuerung, Exoskelette – in insegsamt sechs Disziplinen fanden Wettkämpfe statt. Am Wettkampftag waren 150 Journalisten aus aller Welt anwesend und das Schweizer Fernsehen berichtete live. Nicht nur wegen des grossen medialen Interesses ist der Anlass ein Erfolg. «Letztlich werden hier neue Technologien entwickelt. Diese können in Zukunft die Situation für Menschen mit körperlichen Behinderungen verbessern», sagt Bermes. Denn in der Schweiz sei noch längst nicht alles auf deren Bedürfnisse ausgerichtet.

Ob es eine zweite Auflag des Wettbewerbs gegen wird, ist noch offen. Wenn es aber zu einer zweiten Auflage des Wettbewerbs kommt, ginge das HSR-Team wieder mit Pilot Hauser an den Start. «Und wir wollen in mehreren Disziplinen teilnehmen», sagt Bermes zu den Zukunftsplänen der HSR.

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