×

«Das Spital ist bereit für Verletzte und Kranke»

Hurrikan «Matthew» hinterlässt ein Bild der Verwüstung. Mehrere hundert Menschen kamen dabei ums Leben – vor allem Haiti ist vom Elend betroffen. Die beiden Bündner Rolf und Raphaela Maibach unterstützen mit ihrer «Schweizer Partnerschaft HAS Haiti» das Hôpital Albert Schweizer. Ein Interview.

Südostschweiz
10.10.16 - 18:05 Uhr

Sechs Jahre nach dem grossen Erdbeben in Haiti ein erneuter Schock: Hunderte Menschen verlieren wegen Hurrikan «Matthew» ihr Leben. Nun ist Unterstützung von allen Seiten gefragt.

Rolf Maibach hat im Jahr 1997 zusammen mit Raphaela Maibach die «Bündner Partnerschaft Hôpital Albert Schweitzer, Haiti» ins Leben gerufen. Ihre Idee: Sie wollten das Spital unterstützen. Nicht nur materiell, sondern auch ideell und personell. Im Jahr 2015 wurde das Projekt in «Schweizer Partnerschaft HAS Haiti» umbenannt. Denn die kleine Bündner Idee erlangte grosses Interesse und erreichte schweizweite Unterstützung.

Wir haben mit dem Mitgründer, Rolf Maibach, über die aktuelle Situation in Haiti gesprochen. Der Bündner erklärt, welche Massnahmen bereits im Voraus getroffen wurden, um das Hôpital auf die Ausnahmesituation vorzubereiten - und wie die Situation vor Ort aussieht.

Südostschweiz: Haben Sie in Aussicht auf den Hurrikan besondere Vorkehrungen im Hôpital getroffen?

Rolf Maibach: Ja, das Spital, die Krankenstationen und die Wohnhäuser in der Umgebung wurden sorgfältig auf die Ankunft des Hurricans vorbereitet – es war ja nicht der erste Hurrican: Ich hatte vor allem 2007 und 2008 mehrere erlebt und auch die Belegschaft des Spitals hat entsprechende Erfahrung.

Was wurde genau vorgenommen?

Es geht dabei nicht nur um die Verkleidung der Fenster, sondern vor allem auch um die Entfernung loser oder schlecht befestigter Gegenstände, die dann zu gefährlichen Geschossen werden können. Pumpen für die rasche Intervention bei Überschwemmungen, vor allem im Generatoren Raum standen bereit.

Wir erwarten eine rapide Zunahme der Cholera, von Zika, Dengue, Malaria und anderen Krankheiten

Gab es ein spezielles Sorgenkind?

Besondere Sorge bereitete uns das mit Schweizer Geldern (Schweizer Partnerschaft HAS Haiti) in den letzten zwei Jahren fertiggestellte Solarsystem, die 800 Panels auf den Dächern, die elektrischen Hochspannungsverbindungen und die empfindliche Steuerungsautomatik. All das hielt dem Hurrican Stand, dank guter haitianischer und Schweizer Ingenieurarbeit!

Waren Sie während des Hurrikans in Haiti? Wie war die Situation?

Ich war nicht in Haiti und werde voraussichtlich erst am 7. November dort sein. Ich war aber die beiden Tage, also am 4. und 5. Oktober, dauernd in Internet/Skype-Kontakt mit der Spitalleitung und den Technikern und kontrollierte das Solarsystem direkt online. Das Spital funktionierte wie sonst: Tag und Nacht. Leidglich zwei der Krankenstationen in den Bergen blieben zwei Tage wegen Gefahr von Schlammlawinen und Überschwemmungen der Bergstrassen geschlossen. So ist das Spital wie nach dem Erdbeben 2010 und den Choleraepidimien bereit für Verletzte und Kranke.

Haben Sie Schäden am Hôpital zu beklagen?

Dank der Vorsichtsmassnahmen und der guten Bausubstanz gab es keine Schäden. Ausserdem ist das Spital durch das Gebirge im Süden vor allzu starken Winden relativ geschützt

Wie geht es den Menschen gesundheitlich?

Nach zwei Jahren relativer Ruhe gab es in den letzten Monaten wieder vermehrt Cholerafälle, total 250 in diesem Jahr. In den letzten zwei Wochen waren die Zahlen aber rückläufig und unser Cholerazentrum war sogar leer; hingegen gab es bereits heute wieder sechs schwere Cholerafälle, die im Zentrum hospitalisiert werden mussten. Wir erwarten, durch die Unwetter und die Obdachlosen verursacht, mit einer rapiden Zunahme der Cholera, von Zika, Dengue, Malaria und andern Krankheiten. Entsprechende Massnahmen, auch Prävention in den umliegenden Dörfern wurden bereits begonnen. Auch Verletzte werden in den nächsten Tagen erwartet, sobald die Strassen wieder befahrbar sind.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR