Immer mehr Gesunde nehmen Pillen, die für Kranke sind

Unter Neuro-Enhancement versteht man die Einnahme von psychoaktiven Substanzen aller Art mit dem Ziel, die geistige Leistung zu steigern. «Immer mehr Menschen nehmen pharmakologische Hilfsmittel, um fit für die Prüfung oder den stressigen Alltag zu sein», sagte Andrea Mauro Ferroni am Donnerstag an einer Medienkonferenz in Chur.

Daraus könne sich eine gesellschaftliche Problematik entwickeln. «Wenn sich Menschen an ihrem Arbeitsplatz dopen, um sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen zu verschaffen, dann ist das ebenso unfair, wie das Doping im Sport», so Ferroni.

Mittel zur Leistungssteigerung

Was heisst den Neuro Enhacement genau? Und was sind das für Medikamente die das Hirn fit machen sollen?  «Grundsätzlich gelten alle Mittel, die zur geistigen oder körperlichen Leistungssteigerung eingenommen werden, als Verstärker, oder eben Enhancer», erklärt die Zürcher Suchtforscherin Larissa J. Meier. Im Zentrum des Hirn-Dopings stehe der  Methylphenidat, der unter anderem im Medikament Ritalin vorkomme, so Meier .

Verschiedene Informationen

Ob die Mittel aber tatsächlich helfen, ist umstritten. Meier sagt es so: «Wer sich einen Leistungsschub auf allen geistigen Ebenen erwartet, wird enttäuscht.» Erstens helfe Ritalin  denjenigen sehr viel weniger, die ohnehin schon besonders konzentriert oder intelligent seien. Und zweitens würden die Mittel nicht alle kognitiven Leistungen gleich gut fördern.

«Verbessert wird vor allem das konvergente Denken – wenn es also darum geht, für die Lösung eines Problems verschiedene Informationen zusammenzuführen.» Wolle man sich aber offen und experimentierfreudig mit einem Thema oder einem Problem beschäftigen, funktionier das Hirndoping nicht. (hap)