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2700 Gämsen und mehrere Bären

Gian Marchet Colani war ein aussergewöhnlicher, wenn auch umstrittener Jäger. Auch fast zweihundert Jahre nach seine Tod ranken sich die Legenden um den Engadiner, der 2700 Gämsen erlegt haben soll.

Südostschweiz
15.09.16 - 19:00 Uhr

Gian Marchet Colani (1772–1837) gilt als einer der grössten Bündner Jäger überhaupt. Er wurde als «Rübezahl des Berninagebietes» bezeichnet, als «Magier von Pontresina» oder als «Graubündner Gemskönig». Im historischen Lexikon der Schweiz steht: «Mit 19 Jahren schon der beste Schütze des Engadins, schoss Colani zeit seines Lebens mehrere Bären und etwa 2700 Gämsen.»

Büchsenmacher, Alpinist, Landwirt

Doch wer war dieser bewunderte und gefürchtete Jagdkönig? Gian Marchet Colani wurde 1772 in Chamues-ch geboren. Mit 24 Jahren ging er nach Frankreich, arbeitete dort in einem Confiseriegeschäft und erlernte nebenbei die Büchsenmacherei. Als Heimwehengadiner kehrte er aber bald wieder nach Hause zurück. Dort war er zunächst als Schlosser tätig. Es gelang ihm, eine einläufige Flinte mit Doppelladung zu konstruieren, indem er den Lauf mit zwei getrennten, hintereinander liegenden Ladern versah – eine Erfindung, die als Urform des viel später entwickelten Repetiergewehrs gilt.

1808 zog Colani nach Pontresina, wo er nach einer Scheidung seine zweite Frau heiratete. Insgesamt hatte Colani sieben Kinder. Er war einige Jahre Pächter und Wirt eines der Berninahäuser. Gelegentlich arbeitete er auch als Bergführer und Träger. 1835 soll Colani als erster Alpinist zusammen mit Oswald Heer den Ostgipfel des Piz Palü bestiegen haben. Sein eigentlicher Beruf war aber immer Landwirt.

Kinderlieb, aufopfernd, jähzornig

In einem Artikel von Rolf Giger in der «Bündner Woche» von September 2006 wird Colani folgendermassen beschrieben: «Er war von mittlerer Statur, muskulös und untersetzt gebaut, mit einer gebogenen Nase und einem feurigen Blick. Er soll äusserst sprachgewandt und aufopfernd gewesen sein, wenn sich jemand in Not befand. (...) Er konnte sehr kinderliebend, jedoch auch jähzornig und ungestüm sein. In guter Gesellschaft soll er gesprächig und unterhaltend gewesen sein. Aufdringlichen oder Unberufenen soll er hingegen verschlossen und ablehnend begegnet sein».

1837 ging Colani die Wette ein, dass er alleine in der gleichen Zeit eine Wiese mähen könne wie die zwei besten Tiroler Mäher. Die Wette gewann er zwar, doch wurde er als Folge der Anstrengung krank und starb an einer Lungenentzündung. (fh)

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