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Immer mehr Betroffene suchen Rat

Steigende Miete, höhere Krankenkassenprämie und dazu eine happige Steuerrechnung: 
In der Region melden sich stets mehr Menschen bei der Caritas, weil sie mit ihrem Einkommen 
nicht mehr über die Runden kommen. Die Fälle nehmen markant zu.

Südostschweiz
25.08.16 - 06:02 Uhr

Vor einem Jahr erkrankte Pirmin B. schwer und musste seinen Job als Verkäufer aufgeben. In Folge erhielt der zweifache Vater pro Monat nur noch 80 Prozent seines Lohnes. Auf einen Schlag sank das monatlich zur Verfügung stehende Einkommen der vierköpfigen Familie auf etwa 4000 Franken. Dies, weil Pirmins Frau fast zwingend zu Hause bleiben musste – bei der vierjährigen Tochter und dem fünf Monate alten Sohn. Die regelmässigen Ausgaben der Familie blieben aber gleich – und schon bald stand sie vor einem riesigen Schuldenberg (fiktiver Fall).

«Es braucht nicht viel, um in eine Situation zu kommen, in der man Hilfe braucht», sagt Bernhard Krapf, Leiter der Caritasstelle in Uznach. Armut, Schulden, finanzielle Engpässe: In den letzten Jahren stieg die Zahl jener, die bei der Caritas Uznach um Rat suchten, massiv an. 115 Einzelpersonen, Paare oder Familien liessen sich 2015 bei der Regionalstelle beraten.
Auch kantonsweit wachsen die Zahlen konstant: In den letzten vier Jahren haben sich die Anfragen für Sozial- oder Schuldenberatungen bei der Caritas mehr als verdoppelt. Bei den drei kantonalen Stellen in Uznach, Sargans und St. Gallen gab es im Jahr 2015 insgesamt 429 Beratungsfälle – ganze 100 mehr als im Vorjahr.

Scham als grosse Hürde

Den grössten Anteil an Ratsuchenden (42 Prozent) machten dabei Alleinstehende aus. Immer mehr Junge (zwischen 26 und 30 Jahren), aber auch Familien, Alleinerziehende und Paare ohne Kinder suchen vermehrt Unterstützung bei der Caritas. «Wir sind oftmals der letzte Rettungsanker», sagt Lorenz Bertsch, Bereichsleiter Sozial- und Schuldenberatung der Caritas St. Gallen-Appenzell. Viele hätten die Übersicht über ihre Finanzen verloren und seien mit der Situation überfordert.

Aus Scham über die eigene Armut würden sich viele Betroffene zu spät an die Caritas wenden, ergänzt er. Die Hürde, Hilfe zu suchen, sei gross. (frv)

Was noch alles in die Armutsfalle führt und was es bräuchte, um daraus wieder herauszufinden, ist am Donnerstag in der «Südostschweiz» zu lesen.

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