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Künftig gibt es keine Bahnbillette mehr am Schalter

Stationshalter Karl Reichenbach stellt nach jahrelangem Kampf den bedienten Billettverkauf in Schänis ein. Seit Einführung des Swiss Pass sind die Frequenzen und Umsätze beim Billettverkauf massiv zurückgegangen – die mageren Provisionen decken den Aufwand nicht mehr.

Südostschweiz
02.08.16 - 20:41 Uhr

von Gabi Corvi

Karl Reichenbach ist enttäuscht und traurig. Er musste seine Mitarbeiter darüber in Kenntnis setzen, dass der Bahnhof Schänis per Ende Jahr den bedienten Billettverkauf einstellt. Der Entscheid kam für die Direktbeteiligten indes nicht allzu überraschend. «Seit 16 Jahren kämpfen wir hier als private SBB-Agentur für faire Rahmenbedingungen, angemessene Provisionen und akzeptable Marchen. Und seit gut zwei Jahren steht bei uns konkret die Frage im Raum, ob es sich lohnt, mit dem Billettverkauf weiterzumachen», erklärt Stationshalter Reichenbach.

Den endgültigen Entscheid für die Einstellung des Ticketverkaufs am Schalter brachte der vor Jahresfrist eingeführte Swiss Pass. Dieser wird jeweils automatisch erneuert – somit benötigen die Kunden keine persönliche Beratung mehr. Dazu kommt der stetige technische Fortschritt: Wurde die persönliche Beratung am Schalter nach und nach durch den Knopfdruck am Automaten abgelöst, kauft vor allem die jüngere Generation ihre Bahntickets immer häufiger online oder direkt via Handy. Die intensive Bewerbung dieser Onlineplattformen durch die SBB trägt ebenfalls zum Kundenrückgang am Bahnschalter bei.

David gegen Goliath

Die Geschichte der privaten Bahnhofbetreiber hat einen Touch von David gegen Goliath. Auf der einen Seite steht eine Handvoll Stationshalter, die sich zu einer kleinen IG zusammengeschlossen hat – auf der anderen Seite die Schweizerischen Bundesbahnen. Engagiert fechten die «Privaten» schon seit einigen Jahren einen Kampf mit den SBB aus, damit Bahnreisende den persönlichen Billettverkauf an ihren Bahnhöfen in Anspruch nehmen können.

Die privaten Bahnhofbetreiber tragen dabei das wirtschaftliche Risiko und werden laut Reichenbach mit Verträgen abgespeist, die ein Über
leben kaum mehr möglich machen. «Nach und nach haben wir den Bahnhof vom reinen Schalter zum Kiosk, Shop und Bistro umgebaut», erzählt Reichenbach. (gc)

Warum es im Bahnhof Schänis trotzdem zu keinem Stellenabbau kommt und was der Schänner Stationshalter zum Ausgleich Neues plant, steht am Mittwoch in der Zeitung «Südostschweiz».

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