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Ein Bündner in Schweden

Schweden - da denkt man an rote Holzhäuser mitten im Grünen, in denen Astrid Lindgrens kleiner Michel aus Lönneberga wohnt. An Elche, die durch die Wälder streifen und an Zuckerschnecken, deren Duft man aus den Bäckereien riecht ... Aber Schweden ist so viel mehr als das.

Südostschweiz
04.06.16 - 08:00 Uhr

Andrea Ullius ist unser Mann vor Ort. Er reist einen Monat lang mit seinem Camper querbeet durch Schweden. Er berichtet über seine Eindrücke, Entdeckungen und hat sicherlich viele spannende Geschichten zu erzählen.

Gepackt hat ihn das Schwedenfieber bei einem Abstecher in die schwedische Hauptstadt Stockholm. Und spätestens nach einer Fahrt auf dem Göta-Kanal hat ihn das Land nicht mehr losgelassen.

Andrea Ullius in Schweden

Aber was ist denn so speziell da oben im hohen Norden? Bevor Andrea Ullius in den Flieger steigt, haben wir ihn noch ein bisschen ausgefragt.

«God Dag», das ist schwedisch und bedeutet «Guten Tag». Das war ja einfach zu erraten. Beherrschst du die schwedische Sprache?

Andrea Ullius: Nein, leider nicht. Ich verstehe zwar einige Worte und finde mich in Restaurants und im öffentlichen Raum zurecht, aber wenn die Schweden drauflos reden, dann ist Feierabend. Viele Worte sind ähnlich dem Deutschen und Englischen, die Aussprache ist aber ziemlich tricky. Ich wollte in diesem Jahr an der Migros Klubschule einen Schwedischkurs belegen. Leider wurde dieser mangels Teilnehmern abgesagt. Aber das Ziel ist, die Sprache zu lernen. 

Über die Schweizer sagt man, sie seien Eigenbrötler, zwar anständig, aber auch verschlossen. Wie würdest du die Schweden beschreiben?

Andrea Ullius: Die Schweizer und Schweden sind sich gar nicht so verschieden. Der Schwede ist sehr bescheiden, stellt sich nicht in der Vordergrund und ist auf Ausgleich bedacht. Man muss wissen, dass es in Schweden nichts Besseres gibt als das Mittelmass. Das ist gar nicht negativ gemeint, sondern heisst, dass alle gleich sind. Was die Schweden nicht mögen, ist Aufdringlichkeit, Drängler und Besserwisser. Kleines Beispiel: In Schweden ist in vielen Kaffees Selbstbedienung. Der Schwede geht an die Theke, bestellt und sucht sich dann einen freien Platz. Der Schweizer, noch schlimmer der Deutsche, sucht sich zuerst den besten Platz, reserviert mit Jacken und Taschen und geht dann an die Theke. 

Wenn wir grad von Restaurants reden: Fleischbällchen (Köttbullar), Hamburger und Wurst (Korv), aber auch viel Fisch und Krebse landen in Schweden auf dem Teller. Was isst du in Schweden am liebsten?  

Andrea Ullius: Ich esse am liebsten, was in der jeweiligen Region auf dem Speisezettel steht. Das kann sehr variieren. Was ich in Schweden liebe, sind Fisch und Krustentiere. Die kommen oft direkt vom Fischer auf den Teller. Eingelegter Hering (Sill und Ströming) ist in Muss in Schweden. Natürlich sind auch Köttbullar meine Lieblinge. Ich suche immer noch nach den ultimativ Besten. Die nordische Küche ist in den letzten Jahren qualitativ förmlich explodiert. Top Restaurants findet man an jeder Ecke und gekocht wird meist mit regionalen und biologischen Produkten. Was die schwedischen Küchenchefs hier an Geschmacksvariationen auf die Teller zaubern, ist phänomenal. Ich könnte jetzt Dutzende Lieblingsgerichte aufzählen.

Stopp, sonst läuft uns noch das Wasser aus dem Mund. Du kannst ja in den nächsten Wochen über diese vielen leckeren Dinge schreiben. Einen Monat lang bist du in Schweden mit deinem Camper unterwegs. Was denkst du, wirst du als eingefleischter Churer von deiner Heimat vermissen? 

Andrea Ullius: Wahrscheinlich nichts ;-). Nein, Spass beiseite. Bestimmt werde ich mein Bett vermissen. Die schwedischen Betten sind hin und wieder etwas gar weich und «hängemattenässig». Da ich jeden Tag ein volles Programm habe, werde ich vielleicht gar nicht bemerken, dass ich etwas vermisse. Das Problem entsteht nur, wenn Langeweile herrscht. Es wird sicher Tage geben, da werden mir meine Freunde und meine Familie fehlen. 

Wenn dir langweilig ist, könntest du ja was lesen. Schliesslich kommt aus Schweden die berühmte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, die Schöpferin unserer Kindheitshelden Pipi Langstrumpf, Ronja die Räubertochter, Michel aus Lönneberga und vielen mehr. Was war in der Kindheit dein Lieblingsbuch von Astrid Lindgren und warum?

Andrea Ullius: Es ist Emil. Ja, er heisst Emil und nicht Michel. Der Deutsche Verlag dachte, dass Emil zu Verwechslungen mit "Emil und die Detektive" führen könnte und hat den Jungen umgetauft. „Emil i Lönneberga“ hat mich gelehrt, dass die meisten Streiche nicht böswillig entstehen, sondern aus Neugier und Unwissen. Noch heute schaue ich mir die Filme im TV an und vergesse dabei die Zeit. Ehrlich gesagt, ich möchte dann wieder Kind sein, wenn auch nur für kurze Zeit. Toll ist natürlich auch Pipi Langstrumpf. Von ihr lernt man, dass nichts unmöglich ist und das Konventionen auch mal beiseite gelassen werden sollen. Ich kann jedem nur empfehlen, nach Småland zu reisen, um die Spuren von Astrid Lindgren zu suchen.

 

Vielleicht werden wir das eines Tages tun, vorerst begnügen wir uns aber mit den Geschichten, die uns Andrea Ullius aus Schweden erzählt. Welche das sein werden? Das entscheidet ihr! Andrea Ullius stellt euch jeden Tag von Neuem vor die Qual der Wahl und gibt während seiner Reise immer zwei konkrete Themen und eine «Carte Blanche» zur Auswahl. Über was er dann berichten soll, könnt ihr im Online-Voting bestimmen. 

Wir wünschen Andrea Ullius eine gute Reise und euch viel Spass beim Voten. Auf dass sich das Fernweh in Grenzen hält! Und bis zu seinem ersten Beitrag könnt ihr euch auch schon mal durch seine Seite www.schwedenhappen.ch klicken. (mal)

Die schwedische Flagge

 

 

 

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