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Viele teilen sich den Weg nach Rom

Der zweite Bericht der Pilger, die im Rahmen des Projekts «Kirche mit* den Frauen» zu Fuss nach Rom unterwegs sind, liegt vor. Diesmal stehen die vielen Mitpilgernden und was sie zu sagen haben im Mittelpunkt. Der Weg führte die Pilger in der vergangenen Woche übrigens von Buchs weiter durchs Bündnerland, über den Splügenpass nach Chiavenna in Italien.

Südostschweiz
13.05.16 - 13:02 Uhr

von Esther Rüthemann

Liebe Leser und Leserinnen, seid wir am 2. Mai in St. Gallen losgepilgert sind, haben uns mehrere hundert Menschen auf verschiedenen Etappen begleitet. Wir haben einige gebeten, für die Daheimgebliebenen zu berichten. Sie erzählen gerne von dem, was sie erfahren haben, was sie bewegte, wofür sie einstehen:

Gedanken an Franz von Assisi

Sechster Pilgertag: Es war die Stunde, die wir schweigend gingen, Chur lag hinter uns und ich befand mich im vorderen Drittel der Pilgergruppe. Während einer kurzen Wegstrecke begleitete uns plötzlich ein Hund. Der Hund lief an uns vorbei bis ganz nach vorne, blieb stehen, schaute freundlich zurück und lief wieder nach hinten. Das Gleiche wiederholte sich noch einmal. Er verhielt sich wie ein behütender Hirtenhund. Später bemerkte ich, dass der Hund zu zwei Reiterinnen gehörte, die hinter unserer Gruppe waren… Der heilige Franziskus verstand die Sprache beziehungsweise das Verhalten der Tiere. Für mich war dies ein Zeichen: Ihr seid mit eurem Anliegen auf dem richtigen Weg! Ihr seid von Gott begleitet, behütet und unterstützt. «Laudatu si mi signore cum tucte le tue creature!» – «Gelobt seist Du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen» (aus dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi). Der Pilgerweg führt über Assisi nach Rom. (Nadja)

Mein Pilgern war ein Mitgehen für das Anliegen einer Kirche mit den Frauen. Ich freue mich, dass die erste Woche so gut gelungen ist, für mich selber, aber auch für die Initiantinnen! Das gibt uns allen innere Kraft. (Cornelia)

Für mich waren die Tage beeindruckend und erfrischend. Beeindruckend, wie sich die Menschen gegenseitig öffneten, anvertrauten und unterstützten. Körper, Geist und Seele – rundum erfüllt und genährt! Erfrischend, der Spirit, der von euch (Esther, Hildegard und Franz) ausging und die feucht-fröhliche Runde zum Abschied nach einer Woche! Von ganzem Herzen danke ich euch und möge doch Petrus den Wasserhahn wieder zudrehen! Lasst alle lieb grüssen und gutes Weitergehen. (Brigitt)

Pilgerfreude steigt hoch, wenn man sich stundenlang bei starkem Regen und böigem Wind, durchnässt und frierend den Splügenpass hinauf quält und einem von Weitem vertraute Heimatklänge eines Alphorns ans Ohr dringen. Unbeschreiblich berührend ist es, wenn da oben auf dem Pass drei Männer mit ihrem Instrument stehen, uns willkommen heissen und uns mit ihrer Musik segnend über den Splügen schicken. Und dazu schenkt uns Judith Punch aus und reicht uns Kägifrett. Danke Echo vom Frohberg und danke Krinau – ihr habt uns aus dem Anstiegstief gezogen. (Esther, 44)

Voller Begeisterung nach dem Vortrag in Jona von Hildegard und voll von dem Gefühl, einfach dabei zu sein und ein Stück mitzulaufen, fragte ich Claudia. Und sie sagte sofort Ja. Dazu kam noch Alexandra, auch mit voller Begeisterung. So nahmen wir drei das Abenteuer auf uns. Es wurde belohnt mit sehr vielen schönen Bekanntschaften, viel Herzlichkeit und wunderschönen zwei Tagen, trotz fast Dauerregen, mit viel Liebe im Herzen und grosser Zuversicht für das weitere Leben. Ein grosses Dankeschön euch allen. (Gerda, 42)

Beeindruckt vom Mut

Ich bin beeindruckt von eurem Mut, liebe Pilger und Pilgerinnen, euer gut eingerichtetes Leben zu verlassen und euch auf diesen unbekannten Weg einzulassen. Ihr habt trotz vieler Vorbereitungsarbeiten nicht für diesen Marsch trainiert, wie das üblicherweise Marathonläufer vor dem Wettkampf machen. Aber ihr seid bereit, euch jeden Tag die Kraft, welche für den Weg gerade notwendig ist, schenken zu lassen. Schritt für Schritt, in beachtlichem Tempo und mit schweren Rucksäcken, sicher nicht immer ohne Schmerzen, geht ihr so fröhlich durch jedes Wetter. Darin seid ihr mir grosse Vorbilder! (Karin, 28)

Begegnung auf Augenhöhe. Für mich ist das wie das Passwort zum Programmstart. Ohne läuft nichts. Bloss alte Leier, Entfremdung, Scham. Wie wunderbar dagegen das Programm der Initiantinnen. Wie wunderbar der Start am Montag in der Kathedrale in St. Gallen. Wie bereichernd für mich der gemeinsame Weg bis hier nach Buchs. (Martin Kalt)

Eine wunderbare, eindrückliche Erfahrung, die tief ins Herz geht. Tolle Menschen mit Spontanität, Willenskraft – und einem gemeinsamen Ziel. (Marlies A., 51)

Ich darf wunderbare Menschen kennenlernen, spannende Gespräche führen, herrliche Landschaften durchwandern, dabei entdecken, dass vieles gar nicht wichtig ist, besinnliche, stimmige Momente und viel Gemeinschaft erleben – und die Kraft Gottes spüren. Für mich ein unvergessliches, tief gehendes Erlebnis. (Andrea D., 45)

Wir wünschen uns ebenfalls eine stärkere Partizipation der Frauen in der Kirche und möchten mit der Unterstützung des Projekts «Kirche mit* den Frauen» ein Zeichen setzen. (Andrea Büsser, Präsidentin CVP Sargans)

Der durch alles hindurch spürbare sanfte, klare, wertvolle und wertfreie Geist eurer Mission hat mich sehr beeindruckt. Vielen Dank, dass ich «ihn» ein Stück weit mit euch mittragen durfte. (Claudia, 45)

Alphornbläser beflügelten

Pilgerbericht von Splügen nach Chiavenna («es geht, wenn man geht»): Nachdem ich vom Projekt erfahren habe, war für mich klar, dass ich aus Solidarität zwei Tagesetappen mitpilgern wollte. Ich wählte dazu die Strecke von Splügen nach Chiavenna. Der Alpentransit war bei regnerischen und sehr kühlen Wetterbedingungen für alle Pilger eine grosse Herausforderung. Ein Aufsteller waren dann die drei Alphornbläser auf der Passhöhe, die uns nicht nur überraschten, sondern für den Rest der Etappe durchs Valchiavenna beflügelten. Den 2. Tag begannen wir mit einem Impuls bei der Kirche in Pianazzo und wurden dann von einem Filmteam, das in einer Doku-Arbeit das «Pilgern auf ein Ziel hin» filmisch verarbeitet, bis Chiavenna begleitet. Die Via Spluga führte uns dem wilden Fluss Liro, durch prächtige Kastanien- und Birkenwälder mit blühendem Ginster, entlang. Die vielen Felsblöcke und Nebelschwaden gaben dabei der Szenerie ein mystisches Aussehen. Trotz des häufigen Regens war für mich auch diese Pilgeretappe ein tolles Erlebnis, denn wenn die Gruppe stimmt, ist das Wetter nebensächlich! (Kurt)

Hallo Esther, hoffe, es geht allen gut. Kurz zusammengefasst: Spontan, mit zwei Freundinnen, die mir von «Kirche mit* den Frauen» erzählten, wanderten wir von Splügen nach Cademario. Für mich eine kurze Auszeit aus dem stressigen Alltag. Frau und Mann wandern Kilometer, Stund um Stund, und das mit einer Leichtigkeit, von einer unglaublich positiven Energie getragen. Das Wetter nass und kalt, das war egal. Offene Gespräche mit Menschen, die man kaum kennt. Eine Stunde schweigend wandern, zusammen essen, lachen, singen, Spiele am Abend. Ein unvergessliches Erlebnis. Der Abschied war sehr schwer. Gerne hätte ich diese super Pilgergruppe bis nach Rom begleitet. Vielen herzlichen Dank an alle. (Alexandra, 45)

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