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Wolfram Frank: «In Berlin wäre ich Hartz-IV-Empfänger»

Nach bald 30 Jahren Theaterarbeit lässt Regisseur Wolfram Frank kaum ein gutes Haar an Graubünden und Chur. Im Kulturgespräch mit der «Südostschweiz» beklagt der Gründer und Leiter der Künstlergruppe In Situ das Versagen der hiesigen Institutionen. Auch von den meisten Kulturschaffenden ist Frank enttäuscht.

Südostschweiz
25.05.11 - 09:10 Uhr

Chur. – Im Vorfeld seiner jüngsten Premiere, morgen Donnerstagabend am Theater Chur, blickt Regisseur Wolfram Frank auf bald drei Jahrzehnte Theaterarbeit in der Bündner Hauptstadt zurück. 25 Jahre davon ist er Regisseur der Künstlergruppe In Situ.

1984 war Frank nach Graubünden gekommen. «Chur war damals eine lebendige, hoffnungsvolle Stadt», sagt er im Gespräch. Inzwischen sei das Gegenteil der Fall. «Es grassiert die Dummheit in der Gesellschaft, gerade in der sogenannten Elite.» Schuld seien Politiker, Medien und auch viele der Kulturschaffenden selber. «Das Versagen der Institutionen hat wesentlich zu diesem Nihilismus beigetragen», meint Frank. Immer wieder hat der Regisseur mit dem Gedanken gespielt, nach Berlin zu gehen. Doch das Vorhaben scheiterte an die Finanzierung. «In Berlin wäre ich Hartz-IV-Empfänger», sagt Frank.

Verbaler Rundumschlag

Im Kulturgespräch vollführt der Regisseur einen verbalen Rundumschlag gegen Institutionen wie das Bündner Kunstmuseum, das Rätische Museum und das Institut für Kulturforschung Graubünden. Auch das Origen-Kulturfestival kommt bei Frank schlecht weg. Die Produktionen seien «Schwachsinn» und das ganze «antitheologisches Theater».

Der Regisseur selber bringt dieser Tage im Theater Chur einen Botho-Strauss-Text auf die Bühne. Morgen Donnerstag ist Premiere, drei weitere Aufführungen bis Sonntag folgen. In «Hüte-die-Fährte» sind die Schauspieler Verena Buss und Peter Kaghanovitch zu sehen. In Situ hat die Aufführungsrechte exklusiv von Dramatiker Strauss erhalten. (cmi)

Das vollständige Interview in der «Südostschweiz» von heute.

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